Sie haben Ihre Katze ausnahmsweise etwas länger als üblich alleine gelassen und bei Ihrer Rückkehr kommt sie nicht wie gewohnt zu Ihrer Begrüßung an die Tür? Da könnte man zu der Annahme gelangen, der Stubentiger sei beleidigt und nachtragend. Das ist aber so nicht richtig.
Katzen sind weder nachtragend noch rachsüchtig, aber ...
Am liebsten haben Katzen es, wenn alles seinen gewohnten Gang nimmt und sie die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wann sie mit wem Kontakt möchten und wann nicht. Stört etwas ihre Routine oder ihre Ruhe, sind sie irritiert und das sorgt für Stress. Anschließend brauchen die Fellnasen ein wenig Zeit, um die Irritation zu überwinden, sich zu beruhigen und zu begreifen, dass die Störung vorbei und überwunden ist. Deswegen kann es sein, dass sie sich nach dem irritierenden Ereignis zurückziehen und erst wieder gewohnt zutraulich sind, wenn sie merken, dass die Routine wieder etabliert wurde.
Darüber hinaus haben Katzen ein recht gutes Gedächtnis und sind schlau genug, um Ursache und Wirkung miteinander zu verknüpfen sowie daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Wenn eine Person zum Beispiel wiederholt für Irritationen sorgt, indem sie sehr laut spricht, die Fellnase ständig beim Schlafen stört, ungefragt auf den Arm nimmt oder anderweitig ärgert, merkt die Katze sich das auf gewisse Weise. Dann ist es gut möglich, dass sie sich – je nach Persönlichkeit – zurückzieht und versteckt oder die betroffene Person anfaucht und kratzt, sobald diese sich ihr nähert. Nachtragend und rachsüchtig sind für dieses Verhalten jedoch falsche Ausdrücke, denn sie suggerieren, dass Katzen böswillig handeln, um den Menschen zu schaden oder sie absichtlich zu bestrafen. Das ist kompletter Unsinn! In Wirklichkeit fühlt sich die Miez bedroht und versucht, sich zu verteidigen oder in Sicherheit zu bringen.
Katzenverhalten richtig deuten: Warum wirkt sie beleidigt?
Es sind also wichtige Signale, die Ihre Katze Ihnen sendet, wenn sie nachtragend oder verärgert wirkt. Anstatt das Verhalten als Marotte oder Laune abzutun, empfiehlt es sich, genauer hinzuschauen und auf Spurensuche zu gehen, was Ihre Fellnase als Störung empfunden haben könnte. Haben Sie sie zum Beispiel zu lange alleine gelassen? Dann könnte bei nächsten Mal ein Katzensitter eine Lösung sein, langfristig vielleicht ein passender Artgenosse als Spiel- und Kuschelkamerad, damit sich Ihre Miez nicht so einsam fühlt.
Vielleicht haben Sie sie jedoch auch versehentlich beim Schlafen oder in ihrer Ruhe gestört. Versuchen Sie, Hausarbeiten wie Staubsaugen künftig dann zu erledigen, wenn Ihre Katze gerade ohnehin wach ist. Zudem sollten Sie der Versuchung widerstehen, sie zu herzen, zu knuddeln oder gar hochzuheben, wenn sie gerade ganz entspannt auf ihrem Lieblingsplatz liegt. Ideal ist, wenn Sie das auch anderen Familienmitgliedern oder Besuchern klarmachen können. Schlimmstenfalls kann es sich zu einer Angststörung entwickeln, wenn Katzen ständig geärgert und unter Stress gesetzt werden.
Wann zum Tierarzt?
Können Sie keinen Grund dafür finden, weshalb Ihre Samtpfote plötzlich nachtragend und sauer wirkt, ist sie womöglich krank. Scheinbare Racheakte wie zum Beispiel das Pinkeln ins Bett oder woanders außerhalb des Katzenklos sind mögliche Symptome einer Harnwegserkrankung, sind aber auch eventuell Zeichen für Stress durch Mobbing der Katzenmitbewohner oder als Reaktion auf einen neuen menschlichen Mitbewohner, der die Routine der Katze stört. Generell sollten Sie ungewöhnliches Verhalten Ihres Haustiers stets wachsam beobachten und im Zweifel bezüglich der Ursache lieber zum Tierarzt gehen und das abklären lassen. Kann er keine Krankheit feststellen, ist der Grund möglicherweise seelisch und ein Katzenpsychologe kann Ihnen weiterhelfen.
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