Katzenhaltung

Waisenkatze aufziehen: Darauf solltet ihr achten

Wenn ein Katzenbaby ohne seine Mama aufwachsen muss, ist das nie schön. Müsst ihr in einem solchen Fall eine Waisenkatze mit der Hand aufziehen, solltet ihr euch im Vorfeld gut informieren, was Kätzchen in welchem Alter brauchen. Erste Tipps dazu gibt es hier.
Da hat aber jemand Hunger... – Bild: Shutterstock / Mircea BEZERGHEANU
Da hat aber jemand Hunger... – Bild: Shutterstock / Mircea BEZERGHEANU

Es kann viele Gründe geben, warum ein Katzenbaby ohne Mutter aufwächst und so zur Waisenkatze wird: Vielleicht hat die Katzenmama es verstoßen oder hat nicht genug Milch für alle ihre Kleinen. In besonders tragischen Fällen ist die Katzenmutter womöglich verstorben. Wenn ihr Kätzchen mit der Hand aufziehen müsst, bestimmen das Alter, das Gewicht und die Gesundheit der Waisenkatze, was sie braucht.

Bevor ein Katzenbaby zwölf Wochen alt ist, sollte es normalerweise nicht von der Katzenmutter getrennt werden. Lässt sich das durch bestimmte Umstände nicht vermeiden, solltet ihr für die Handaufzucht einige Dinge beachten.

Katzenbaby mit der Hand aufziehen: Diese Tipps helfen

Muss eine Waisenkatze mit der Hand aufgezogen werden, ist die passende Babynahrung für das Kitten das Wichtigste. Vom Tierarzt bekommt ihr entsprechende Ersatzmuttermilch in Pulverform, die dann nur noch mit Wasser angerührt werden muss. Auf keinen Fall Kuhmilch oder ähnliches nehmen. Sie wird von Katzen und insbesondere Katzenbabys nicht vertragen.

Um die Spezialmilch zuzubereiten sollte am besten handwarmes, stilles Mineralwasser oder abgekochtes Leitungswasser verwendet werden. Ideal ist eine Füttertemperatur von etwa 37 Grad Celsius. 

Beim Anrühren unbedingt darauf achten, dass sich keine Klümpchen bilden. Ist das doch passiert: Die Milch durchsieben, bevor das Waisenkätzchen damit gefüttert wird. Die Milch wird sonst zu dick und  kann bei Kitten Verstopfung auslösen.

Das Katzenbaby wird dann vorsichtig und langsam mit einer kleinen Spritze ohne Kanüle gefüttert. Zunächst immer einen Tropfen aufs Mäulchen gegeben und warten, bis das Kleine ihn aufgeschleckt hat. So gewöhnt es sich an den Milchgeschmack. 

Wie viel Futter braucht ein Waisenkätzchen?

Gerade zu Beginn sollte es bei der tröpfchenweisen Fütterung bleiben, da sich die Waisenkatze sonst verschlucken könnte. Besonders wenn Flüssigkeit in die Luftröhre gerät, kann das lebensbedrohlich werden. Das Katzenbaby deshalb beim Füttern auch immer möglichst aufrecht halten.

Für die Häufigkeit und Menge der Fütterungen gilt die folgende Faustregel:

  • 1. Woche: Alle 1 bis 2 Stunden 1 bis 2 ml Ersatzmilch
  • 2. Woche: Alle 2 Stunden 3 bis 7 ml Ersatzmilch
  • 3. Woche: Alle 2 bis 3 Stunden etwa 10 ml Ersatzmilch
  • 4. Woche: Alle 3 bis 4 Stunden 15 bis 20 ml Ersatzmilch

Diese Angaben gelten natürlich nicht nur für tagsüber. Wer eine Waisenkatze mit der Hand aufziehen will, muss auch nachts für sie da sein. 

Unabhängig davon gilt: Wenn Waisenkatzen offensichtlich Hunger zeigen – etwa durch Fiepen oder Schreien – sollten sie gefüttert werden. Auch, wenn ein Kitten geschwächt ist, kann eine häufigere Fütterung nötig sein. Euer Tierarzt berät euch hierzu. 

Die häufige Fütterung ist nötig, da Katzenbabys schnell dehydrieren und unterzuckern können. Bei ihrer Mutter würden die Kleinen normalerweise in einem engen Rhythmus aus schlafen, trinken und wieder schlafen die ersten Lebenswochen verbringen. Dieser muss bei der Aufzucht von Hand so gut es geht nachgestellt werden.

Waisenkatze mit Babynahrung füttern: Als Notlösung möglich

Ist eure Waisenkatze etwa dreieinhalb bis vier Wochen alt, könnt ihr in Absprache mit dem Tierarzt zusätzlich geeignetes Katzenwelpenfutter anbieten. Je nachdem, wie viel das Kätzchen davon zu sich nimmt, kann die Milchmenge entsprechend nach und nach reduziert werden. Etwa ab der neunten Lebenswoche ist eure Waisenkatze dann ganz auf Katzenfutter umgestellt und ihr könnt die Aufzuchtmilch absetzen.

Habt ihr gerade kein Kittenfutter, könnt ihr eure Waisenkatze vorübergehend auch mit Babynahrung für Menschenkinder füttern. Hierfür eignen sich zum Beispiel Gläschen mit Reis und Huhn, die aber fein püriert sein müssen.

Der Verdauung auf die Sprünge helfen

In den ersten 20 Lebenstagen ist nach der Fütterung eine vorsichtige Massage des Bäuchleins und der Analgegend sehr wichtig, um die Verdauung in Schwung zu bringen und den Harnabsatz zu stimulieren. Dafür sollte mit einem weichen Tuch und etwas warmem Wasser vom Bauch Richtung After hin massiert werden. Auch der Analbereich des Kleinen kann mit einem feucht-warmen Tuch sanft gereinigt werden, wenn es sein Geschäft gemacht hat.

Je länger ihr eure Waisenkatze auf diese Weise massiert, desto besser. Die Unterstützung bei Verdauung und Harnlassen ist für die kleinen Kitten in dieser frühen Phase überlebenswichtig.

Waisenkatze mit der Hand aufziehen: Das hilft bei Verdauungsproblemen

Trotz aller Fürsorge kann es bei Waisenkatzen, die ihr mit der Hand aufzieht, immer wieder mal zu Verdauungsstörungen kommen. Blähungen und Verstopfungen sind nicht selten, lassen sich aber einfach behandeln. Dafür wird das Wasser, mit dem die Milchersatznahrung angerührt wird, ganz oder zum Teil durch milden Fencheltee ersetzt. Hier eignet sich etwa Fencheltee für Menschenbabys und -Kleinkinder. Er wirkt entzündungshemmend und krampflösend und hilft vor allem gegen Blähungen, kann aber auch Verstopfungen lindern.

Hilft der Fencheltee nicht, ist der Gang zum Tierarzt nötig, denn schlimmstenfalls können Verstopfungen in Kombination mit Blähungen zu einem Darmverschluss führen, der für das Kitten tödlich endet.

Leidet euer Kitten unter Durchfall, solltet ihr wiederum keinen Fencheltee zufügen. Hier kommt meist alles schnell von selbst wieder ins Lot. Um einer Dehydrierung und Unterzuckerung vorzubeugen, könnt ihr eurer Waisenkatze mehrmals täglich Ringer-Laktat mit Glucose füttern, die ihr zum Beispiel in der Apotheke oder vom Tierarzt bekommt. Hält der Durchfall länger als 20 Stunden an, solltet ihr auf jeden Fall euren Tierarzt zu Rate ziehen.

So entwickelt sich das Gewicht eines Katzenbabys

Das Gewicht des Katzenbabys sollte täglich kontrolliert werden. So erkennt ihr, ob ihr ausreichend Milch füttert. Als Faustregel für das Idealgewicht gilt die folgende Formel: (Alter in Wochen + 1) * Geburtsgewicht = Idealgewicht

  • Das Geburtsgewicht von Kätzchen liegt zwischen 60 und 110 Gramm. Aus der Formel ergibt sich als Idealgewicht also:
  • Doppeltes Geburtsgewicht nach einer Woche (120 bis 220 Gramm)
  • Dreifaches Geburtsgewicht nach zwei Wochen (180 bis 330 Gramm)
  • Vierfaches Geburtsgewicht nach drei Wochen (240 bis 440 Gramm)
  • Fünffaches Geburtsgewicht nach vier Wochen (300 bis 550 Gramm)
  • ... und so weiter

Wenn das Waisenkätzchen pro Tag weniger als 10 Gramm zunimmt, sollte vorsichtshalber beim Tierarzt oder beim Katzenschutz nachgefragt werden, ob eventuell etwas nicht stimmt. Erscheint das Katzenbaby insgesamt gesund, hat weder Durchfall noch Verstopfung, genügt es jedoch in der Regel, häufiger zu füttern – also jede Stunde oder sogar jede halbe Stunde. 

Mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt vertragen die Katzenbabys generell besser. Später, wenn die Katzenkinder auch feste Nahrung zu sich nehmen, läuft die Gewichtszunahme schneller.

Der Waisenkatze helfen: Wärme ist wichtig

Um eine Waisenkatze mit der Hand aufziehen zu können, ist Wärme essenziell. Diese würde ihr normalerweise ihre Mutter spenden. Da das nicht möglich ist, müsst ihr aushelfen.

  • Wärmflasche, Wärmekissen, Kirschkernkissen, Heizmatte: Wärmflasche und Co. sollten auf keinen Fall zu heiß sein und nach Möglichkeit am besten in ein Tuch gewickelt werden. Sonst verbrennt sich das Katzenbaby unter Umständen oder kann austrocknen – in dem jungen Alter ist beides lebensgefährlich. 
  • Eine Infrarotlampe: Sie kann ebenfalls für wohlige Wärme sorgen, doch auch sie darf den Waisenkatzen nicht zu nah kommen und nicht zu heiß werden – handwarm genügt in der Regel.

Wenn ein Katzenbaby noch sehr klein ist – weniger als drei Wochen alt – sollte es am besten in einer Box oder einem Korb untergebracht werden. Das “Nest” kann mit Tüchern ausgelegt werden, um es den Waisenkatzen bequem zu machen. Hier solltet ihr aber keine Frottiertücher verwenden, denn in den Maschen könnten die Kätzchen mit ihren Krallen hängen bleiben.

Wichtig ist, dass die Wärmequelle im Nest ebenfalls Platz findet. Sobald das Junge etwas größer ist, kann es sich in einem etwas größeren Raum zurechtfinden.

Die Ideale Umgebungstemperatur für Waisenkatzen:

  • In der ersten Woche: 30 Grad Celsius
  • In der zweiten Woche: 28 Grad Celsius
  • In der dritten Woche: 26 Grad Celsius
  • Ab der vierten Woche: Zimmertemperatur

Ab der fünften Woche etwa sollte der Waisenkatze auch Futter und ein Katzenklo zu Verfügung gestellt werden. Es sollte jedoch vorsichtshalber auf Klumpstreu oder Streu, die beim Verschlucken giftig ist, verzichtet werden. Katzenbabys sind sehr neugierig und neigen dazu, die Streu zu fressen.

Zusammenfassung: Das braucht es für die Handaufzucht

Damit es euren Katzenbabys an nichts fehlt, sollten die folgenden Dinge stets vorrätig sein:

  • Anfangs Spritze, später Fläschchen (steril gereinigt)
  • Stilles Mineralwasser oder abgekochtes Leitungswasser
  • Ersatzmilchpulver
  • Weiches Tuch
  • Küchenwaage
  • Wärmequelle: Infrarotlampe oder Wärmflasche (nicht zu heiß!)
  • Später: kätzchentaugliches Futter
  • Später: Katzentoilette mit ungefährlicher Streu
  • Viel Liebe, Aufmerksamkeit und Geduld

Für Notfälle solltet ihr außerdem die Nummer vom Tierarzt eures Vertrauens sowie vom Katzenschutz in der Nähe griffbereit haben. Falls die Kätzchen Durchfall oder Verstopfung bekommen, nicht genug zunehmen oder krank werden, ist es wichtig, dass sie schnell Hilfe bekommen.

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