In den USA und Kanada ist es teilweise noch grausame Praxis, Katzen ihre Krallen zu entfernen. Dabei sind die Schmusetiger ohne ihr Werkzeug verloren und können durch die Prozedur krank werden. Gelegentlich brauchen Katzen Hilfe bei der Krallenpflege – das behutsame Kürzen der Krallen entspricht dann dem Nägelschneiden beim Menschen. Das vollständige Entfernen der Katzenkrallen hingegen kommt einer Amputation gleich und ist Tierquälerei. Warum die Krallen für Katzen außerdem so wichtig sind:
Ohne Krallen finden Katzen keinen Halt
Bereits neugeborene Kätzchen haben winzigkleine Krallen an ihren Pfötchen. Diese brauchen sie schon in diesem jungen Alter, um sich am Fell ihrer Katzenmutter festhalten zu können, während sie nach den Milchzitzen suchen und daran saugen. Mit dem sogenannten Milchtritt regen Katzenbabys die Milchproduktion bei ihrer Mama an und auch da erweisen sich die Minikrallen als nützlich. Erwachsene Katzen behalten dieses Treteln bei, wenn sie sich geborgen fühlen.
Die Krallen erfüllen bei Katzen vergleichsweise unter anderem die Aufgabe, die die Fußzehen und obersten Fingerglieder beim Menschen erfüllen. Ohne die Katzenkrallen sind die Fellnasen ganz wackelig und unsicher auf ihren Samtpfoten, ebenso wie wir Menschen Schwierigkeiten beim Gleichgewicht und beim Greifen hätten, wenn wir keine Zehen oder Fingerkuppen mehr besäßen. Die Krallen sind außerdem wichtig, damit Katzen ihrem natürlichen Kletterinstinkt nachkommen können. Ohne ihr Werkzeug kämen die Schmusetiger nicht mehr auf Bäume oder ihre geliebten erhöhten Aussichtsposten – daraus könnten sich schwere seelische Schäden entwickeln.
Rolle der Katzenkrallen beim Jagen
Ein ebenfalls natürlicher Instinkt bei Katzen ist das Jagdverhalten. So verschmust, niedlich und liebenswert unsere Flauschknäuel auch sind, sie sind und bleiben Raubtiere.
Selbst Wohnungskatzen leben ihren Jagdtrieb beim Spielen aus, wenn sie es können. Wenn nicht, fehlt es den Stubentigern an Auslastung und es kommt zu Langeweile, möglicherweise Depressionen oder Verhaltensstörungen. Den Jagdinstinkt können Fellnasen jedoch nur mit ihren Krallen richtig ausleben, da sie damit nicht nur Halt und Gleichgewicht finden, sondern auch ihre Beute ergreifen und packen, um den tödlichen Nackenbiss auszuführen.
Katzen brauchen Krallen zur Verteidigung
Doch Ihre Miez braucht ihre Krallen nicht nur zum Angriff, sondern auch zur Verteidigung. Wenn sie zum Beispiel Revierkämpfe mit Artgenossen ausfechten muss oder selbst angegriffen wird, setzt sie sich mit den scharfen Klingen in ihren Pfoten zur Wehr. Manchmal kratzen Katzen auch, wenn sie sich nur angegriffen fühlen, selbst, wenn in Realität keine Gefahr für sie besteht. Das kann für Menschen, die die Körpersprache Ihrer Fellnase fehlgedeutet haben, als sie sich bedroht fühlte, schmerzhaft enden.
Dennoch sollten die Katzenkrallen niemals entfernt werden. Schließlich fühlen sich die Tiere dadurch erst recht bedroht, weil sie sämtlichen Angriffen und Gefahren schutzlos ausgeliefert sind und sie noch nicht einmal zur Flucht auf einen Baum klettern und sich in Sicherheit bringen können. Neigt Ihre Katze scheinbar grundlos zu Aggressivität, sollten Sie besser mit ihr einen Tierarzt aufsuchen. Womöglich hat sie Schmerzen oder ist krank. Wenn eine organische Ursache ausgeschlossen werden kann, weiß ein Katzenpsychologe Rat und kann Ihrer Samtpfote helfen, wieder zur Ruhe zu finden und sich Ihnen gegenüber friedlich zu verhalten. Die Krallen stellen dann für Menschen keine Gefahr mehr dar.
Katzen markieren mit den Krallen ihr Revier
Zu guter Letzt brauchen Katzen ihre Krallen zur Kommunikation. Einerseits signalisieren sie mit einem Tatzenhieb, dass ihr Gegenüber sich gefälligst von ihnen fernzuhalten habe. Andererseits setzen die Tiere beim Krallenwetzen Duftmarken ab, mit denen sie ihr Revier markieren und ihren Artgenossen signalisieren, dass das Territorium ihnen gehört. Zum Leidwesen vieler Katzenhalter markieren die Samtpfoten auch gern Möbel und Teppiche mit ihren Krallen. Das können Sie einschränken, indem Sie Ihrer Katze einen schönen Kratzbaum und andere Kratzmöglichkeiten in der Wohnung zur Verfügung stellen.
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