Gefühle und Emotionen sind bereits bei Menschen nicht immer leicht zu verstehen und wissenschaftlich zu analysieren. Bei Tieren kommt noch erschwerend hinzu, dass sie eine andere Sprache sprechen und sich anders ausdrücken als Menschen. Insbesondere Katzen sind im Vergleich zu Hunden eher subtil und zurückhaltend, wenn es darum geht, ihr Innenleben für Zweibeiner erkennbar preiszugeben. Gefühlskalte Maschinen sind unsere Samtpfoten allerdings mit Sicherheit nicht.
Frage nach Emotionen von Katzen schwer zu beantworten
Es ist schwierig, die Gefühle von Katzen wissenschaftlich so zu erforschen, dass sich eindeutige Antworten daraus ableiten lassen. Während Menschen immerhin die Möglichkeit haben, sich verbal – also mit Worten – auszudrücken und von ihren Emotionen zu erzählen, können Tiere nur durch ihre körperlichen Reaktionen, ihr Verhalten und ihre Lautsprache ausdrücken, was in ihnen vorgeht. Zwar können auch die Gehirnströme bei Tieren wie bei Menschen gemessen werden, etwa mit einer Computerresonanztomografie, doch ist diese Situation dann so konstruiert, dass sich daraus nur bedingt allgemeine Regeln des realen Tierlebens ableiten lassen.
Die beste Möglichkeit ist, Haustiere in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. So können die Ergebnisse nicht verfälscht werden, weil die Katzen durch die ungewohnten Umstände in einem Labor oder an einem anderen fremden Ort unter Stress stehen und dann Gefühle wie Freude oder Zuneigung nur bedingt zeigen können. Hierbei stellt sich aber die Schwierigkeit, dass die Beobachtungen von Menschen interpretiert und gedeutet werden – dies verleitet unter Umständen zu Vermenschlichung und Fehlinterpretationen.
Welche Rolle spielen Gefühle in der Evolution?
Ein Ansatz, um Vermenschlichung zu vermeiden, ist die Frage, welche Rolle eventuelle Gefühle bei Katzen in der Evolution spielen könnten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Emotionen für das Überleben einer Tierart und für ihr soziales Zusammenleben nützlich sein müssen, sonst gäbe es sie nicht. Das bedeutet, dass die Fellnasen Gefühle empfinden, die sie zu einem bestimmten Verhalten verleiten, das sie im Wesentlichen vor dem Tod bewahrt und ihr Leben überdies möglichst angenehm gestaltet.
6 Basisgefühle bei Katzen
Der evolutionäre Ansatz führt zur Schlussfolgerung, dass Katzen mit großer Wahrscheinlichkeit über 6 Basisgefühle verfügen, die auch Kleinkinder bereits kennen. Diese Emotionen sind:
- ● Angst
- ● Ekel
- ● Verlangen bzw. Lust
- ● Kummer
- ● Freude
- ● Wut bzw. Aggression
Weitere Gefühle, die Katzen womöglich empfinden, lassen sich auf diese 6 Basisemotionen zurückführen. Stress ist etwa eine Mischung aus Angst, Kummer und Aggression. Frustration ist eine Form von Kummer durch die Abwesenheit von Freude oder Lust. Depressionen sind eine extreme Weiterentwicklung von Kummer. Zuneigung als eine Art Liebe ist eine Mischung aus Freude und Lust. Zudem können manche Katzen beispielsweise durch Katzenminze eine Art Euphorie oder Rauschzustand erleben, die eine extreme Variante von Lust und Freude darstellen.
Angst und Ekel sind evolutionär sinnvoll, um das Tier vor Gefahren zu schützen. Ekel bewahrt Katzen etwa davor, verdorbenes Futter zu fressen. Angst löst eine Flucht-oder-Kampf-Situation aus: Kann eine Katze in einer potenziellen Gefahrsituation fliehen oder sich verstecken, dann tut sie das. Ist das nicht möglich, schlägt ihre Angst in Aggression um und sie wehrt sich. Verlangen und Lust dienen der Arterhaltung und bestimmen das Paarungsverhalten. Freude verspüren die Fellnasen zum Beispiel beim Spielen und sie sorgt dafür, dass das Katzendasein angenehmer ist. Zuneigung sorgt für eine feste Bindung zwischen Mutter und Katzenbabys sowie für den sozialen Zusammenhalt in Katzengruppen. Kummer kann als Motivation dienen, diesen Gefühlszustand zu überwinden, und ist insofern auch evolutionär begründbar.
Komplexe soziale Gefühle Menschensache?
Hunden wird nachgesagt, dass sie komplexe soziale Gefühle, die Menschenkinder erst im vierten Lebensjahr und später entwickeln, nicht empfinden – das Gleiche lässt sich auch für Katzen annehmen. Zu diesen komplexen Emotionen zählen etwa Scham, Verachtung, Rachegefühle und Eifersucht. Unter Menschen ergeben diese Gefühle vermutlich Sinn für das soziale Zusammenleben. So lässt sich beispielsweise sagen, dass Scham entsteht, wenn eine Person gegen soziale Normen verstößt und damit die Verachtung anderer Menschen auf sich zieht. Rachegefühle können entstehen, wenn Menschen anderen soziale Normen "aufzwingen" wollen, wenn diese wiederholt missachtet wurden. Eifersucht ist Teil des menschlichen Paarungsverhaltens, bei dem Monogamie und Treue als sozial anerkannt gelten.
Katzen haben jedoch keine Vorteile davon, monogam zu leben, und wenn sie gegen Regeln des kätzischen Sozialverhaltens verstoßen, bekommen sie von ihren Artgenossen einen Pfotenhieb ab oder werden mit einem Fauchen in ihre Grenzen gewiesen. Scham brauchen sie dabei nicht und auch Verachtung ist für sie nicht sinnvoll. Rachefeldzüge sind für unsere Samtpfoten ebenfalls unnütz aus evolutionärer Sicht. Wenn Gefühle wie Eifersucht, Rache, Verachtung oder Scham aus dem Katzenverhalten gelesen werden, handelt es sich daher meist um eine Vermenschlichung.
In Wahrheit verteidigt die Katze ihr Revier, sich selbst oder ihre Ressourcen gegen potenzielle Rivalen, statt eifersüchtig zu sein. Wirkt sie verschämt, hat sie sich womöglich erschrocken oder ist irritiert, weil etwas anders ist als erwartet. Scheint sie zu schmollen, um sich zu rächen oder Verachtung zu demonstrieren, ist dies ebenfalls ein Missverständnis. Wahrscheinlicher ist, dass sie entweder irritiert ist und sich an eine neue Situation erst gewöhnen muss, oder dass sie keinen Grund sieht, eine bestimmte Reaktion zu zeigen.
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