Katzenerziehung

Eigensinnige Fellnasen: Haben Katzen einen freien Willen?

Die wenigsten Katzen hören auf ihren Namen oder auf andere Kommandos. Die Katzenerziehung ist zwar bis zu einem gewissen Grad möglich, doch oft schalten die Fellnasen scheinbar auf stur und folgen ihrem Eigensinn. Liegt es daran, dass Samtpfoten einen freien Willen haben? Oder verstehen sie nicht, was ihr Mensch von ihnen verlangt?
"Ich habe schon verstanden, was du von mir willst, ich habe nur keine Lust dazu", scheint diese eigensinnige Katze zu denken – Shutterstock / Fotievna
"Ich habe schon verstanden, was du von mir willst, ich habe nur keine Lust dazu", scheint diese eigensinnige Katze zu denken – Shutterstock / Fotievna

Wer keine Katzen mag, wirft den Stubentigern gern vor, dass sie sich nicht um ihre Menschen scheren, voller Eigensinn und Egoismus ihren Kopf durchsetzen und vielleicht auch einfach nicht schlau genug sind, um Kommandos zu verstehen. Ist da etwas dran? Wie ist es um den freien Willen bei Samtpfoten bestellt und sind ihre menschlichen Versorger ihnen wirklich egal?

Hinweise auf freien Willen bei Katzen

Japanische Forscher von der Universität Tokyo gingen 2013 in einer Studie der Frage nach, ob Katzen die Stimmen ihrer Menschen erkennen oder nicht. Die Probanden waren 20 Stubentiger aus 14 Haushalten sowie ihre Besitzer. Die Wissenschaftler hatten sowohl die Stimmen von vier Fremden als auch vom Katzenhalter auf Band aufgenommen, während sie jeweils nach der Katze riefen.

Dem Haustier wurden erst drei fremde Stimmen vorgespielt, dann die Stimme des Halters und dann noch eine fremde Stimme. Der Rufende selbst war nicht zu sehen. Dabei beobachteten die Forscher Reaktion, Verhalten, Laute und Körpersprache der Fellnasen, um zu sehen, ob sie die Stimme ihres Menschen heraushören oder nicht.

Tatsächlich reagierten die Katzenprobanden kaum auf die fremden Stimmen, zeigten jedoch bei der Stimme ihres Halters durch Ohr- und Kopfbewegungen dass sie sie offenbar erkannt hatten. Allerdings miauten sie nicht und gingen auch nicht zur Quelle des Rufes hin, sondern nahmen lediglich schweigend zur Kenntnis, dass ihr Mensch sie rief und woher das Geräusch kam.

Dies deutet darauf hin, dass Katzen zwar verstehen, was ihre Menschen von ihnen verlangen, aber trotzdem selbst entscheiden, ob sie dem Folge leisten oder nicht. Ist das ein Beweis für ihren freien Willen? Oder ist ihr Eigensinn evolutionär bedingt und Teil ihres Instinkts, den sie nicht bewusst beeinflussen können?

Eigensinn bei Katzen aus evolutionärer Sicht

Die Domestizierung der Falbkatze und ihrer Nachfahren liegt etwa 9.500 Jahre zurück. Die samtpfotigen Jäger wurden vor allem zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und mussten dabei ihre eigenen Entscheidungen treffen sowie sich auf ihre Instinkte verlassen, anstatt auf die Wünsche der Menschen zu achten.

Im Gegensatz dazu haben Menschen Hunde bereits vor 15.000 Jahren domestiziert und zu einem verlässlichen Partner herangezüchtet, der ihre Kommandos befolgt und tut, was Herrchen oder Frauchen von ihm verlangt. Hunde sind zudem Rudeltiere und folgen innerhalb ihrer sozialen Gruppen einer festen Rangordnung. In Katzengruppen gibt es zwar auch eine Hierarchie, diese ist jedoch flexibler und komplexer als in Hunderudeln.

Evolutionär betrachtet haben Menschen also von Katzen stets Eigensinn erwartet. Und für die Samtpfoten hat es sich gelohnt, ihrem freien Willen zu folgen. Bei Hunden haben ihre Halter auf Folgsamkeit, Gehorsam und Kooperationsbereitschaft geachtet und entsprechendes Verhalten belohnt. Daher hat es sich für die Vierbeiner stets als vorteilhafter erwiesen, sich dem Willen ihres Menschen unterzuordnen, statt ihren eigenen Kopf durchzusetzen.

Beeinflussen Instinkte den freien Willen?

Aus menschlicher Sicht scheint das Katzenverhalten dem freien Willen zu folgen. Die Tiere seien eben stur, launisch und unberechenbar, denken dann viele. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, denn Katzen werden vor allem von ihren Instinkten geleitet. Das heißt: Aus ihrer Perspektive zeigen sie keinen freien Willen, sondern tun das, was ihnen instinktiv am sinnvollsten erscheint.

Die Samtpfoten sind einerseits vorsichtig, andererseits neugierig. Können sie eine Situation gut einschätzen und sehen sich keiner Gefahr ausgesetzt, erkunden sie gern ihre Umgebung. Ist die Lage unübersichtlich oder unsicher, bevorzugen sie Vorsicht und Zurückhaltung. Das hat mit Eigensinn wenig zu tun, sondern dient dem Überleben. Wären Katzen in unsicheren Situationen zu risikofreudig, könnten sie sich in Gefahr begeben. Bleiben sie in ihrem Versteck, obwohl sie nicht bedroht werden, können sie keine neuen Futterquellen entdecken und Beutetiere erspähen.

Wenn Sie möchten, dass Ihre Katze auf Sie hört, muss sich das für Ihr Haustier lohnen. Zum Beispiel können Sie sie immer dann beim Namen rufen, bevor sie ihr Futter bekommt. Sie merkt dann, dass es Nahrung gibt, wenn sie Ihrem Ruf folgt. Ähnlich können Sie den scheinbaren freien Willen Ihrer Miez auch für andere Erziehungsziele beeinflussen. Wenn Ihre Katze zum Beispiel nachts den Wecker spielt, ignorieren Sie das einfach und belohnen Sie sie mit ihrem Futter, wenn sie brav abgewartet hat, bis Sie von selbst aufstehen.

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