Katzenerziehung

Katzenerziehung: Sind Strafen und Schimpfen unnütz?

Die Katzenerziehung ist um einiges schwieriger als die Hundeerziehung, doch unmöglich ist sie nicht. Katzen lernen erwünschtes Verhalten am besten durch Belohnung. Aber was tun, wenn der Stubentiger sich daneben benimmt? Sind Strafen dabei ein sinnvolles Erziehungsmittel?
Diese Maine-Coon-Katze versteht nicht, warum ihr Frauchen mit ihr schimpft – Shutterstock / Rommel Canlas
Diese Maine-Coon-Katze versteht nicht, warum ihr Frauchen mit ihr schimpft – Shutterstock / Rommel Canlas

Katzen haben im Gegensatz zu vielen Hunderassen (z. B. Labrador und andere Retriever) gegenüber ihren Menschen keinen sogenannten "will to please". Das bedeutet, dass sie in der Regel nur das tun, wozu sie selbst Lust haben und was ihnen selbst nützt. Ob ihr Verhalten ihren Lieblingsmenschen gefällt oder nicht, ist für sie eher von zweitrangigem Interesse. Strafen und Schimpfen sind aus diesem Grund in der Katzenerziehung keine vielversprechenden Methoden.

Katzen verstehen nicht, warum Sie schimpfen

Wenn ihre Katze sich die Krallen am Sofa oder am Teppich wetzt, auf den Esstisch oder die Küchenzeile springt, macht sie das nicht, um Sie zu ärgern. Sie tut das, weil sie davon Vorteile hat, etwa Ihre Aufmerksamkeit oder – wenn sie beispielsweise keinen Kratzbaum oder nicht genug Kratzmöglichkeiten hat – um ihre natürlichen Bedürfnisse und Instinkte zu erfüllen und sie keine besseren Alternativen zu Ihren Möbeln hat. Wenn Sie daraufhin mit ihr schimpfen, sie anschreien oder mit Wasser bespritzen, strafen Sie sie für etwas ab, das sie nicht als Fehlverhalten begreifen kann.

Alles, was bei Ihrer Katze ankommt, ist, dass ihr Lieblingsmensch plötzlich laut, unberechenbar und furchteinflößend wird, obwohl sie (aus ihrer Sicht) gar nichts Schlimmes gemacht hat. Bestenfalls gewöhnt sie sich an, nur noch auf verbotene Plätze zu springen und verbotene Möbel mit ihren Krallen zu bearbeiten, wenn Sie nicht da sind. Schlimmstenfalls bekommt sie Angst vor Ihnen und entwickelt in der Folge Verhaltensstörungen.

Indirekte Strafen in der Katzenerziehung?

Gelegentlich liest man zum Thema Katzenerziehung, dass indirekte Strafen bei besonders renitenten Stubentigern eingesetzt werden können. Während direkte Strafen sichtbar und merklich von Ihnen ausgehen, soll die indirekte Variante den Katzen unangenehme Konsequenzen unerwünschten Verhaltens aufzeigen, ohne dass die Tiere dies mit Ihnen in Verbindung setzen. Anstatt mit Ihrer Katze zu schimpfen, wenn sie auf den Tisch springt, verstecken Sie sich und spritzen ihr Wasser an die Brust (nicht ins Gesicht!) oder machen ein lautes Geräusch.

Theoretisch denkt Ihre Samtpfote, dass das laute Geräusch oder der Wasserspritzer dadurch kam, dass sie auf dem Tisch saß. Praktisch ist es jedoch nicht einfach, diese Methode der Katzenerziehung konsequent umzusetzen, da Sie denselben unangenehmen Reiz immer auslösen müssen, sobald Ihre Miez das Verbotene tut. Vergessen Sie es einmal oder sind Sie nicht rechtzeitig zur Stelle, bekommt Ihre Katze rasch mit, dass es nichts mit ihrem Verhalten zu tun hat, ob sie nass wird oder nicht. Wenden Sie indirekte Strafen daher wirklich nur an, wenn Sie sicher sind, dass Sie eine bestimmte unerwünschte Verhaltensweise Ihrer Fellnase wirklich kontrollieren können. Zum Beispiel, wenn Sie nicht wollen, dass Ihre Miez aus der Haustür läuft.

Verständnis als Basis für gute Katzenerziehung

Wenn Sie verstehen, warum Ihre Katze ein bestimmtes Verhalten zeigt, das Ihnen nicht gefällt, sind Sie in Sachen Katzenerziehung einen guten Schritt weiter gekommen. Mögliche Gründe für "Fehlverhalten" sind etwa Langeweile, fehlende Kratzmöglichkeiten, eine nicht katzenfreundliche Wohnungseinrichtung oder Krankheit. Hat Ihre Katze alles, was sie braucht: Kratzbaum, sauberes Katzenklo, Schlafplätze, Verstecke, Klettermöglichkeiten, geeignetes Futter und frisches Wasser?

Wenn ja, sollten Sie sie vorsichtshalber zum Tierarzt bringen, sollte sie trotzdem ungewöhnliches oder störendes Verhalten zeigen. Möglicherweise hat sie Schmerzen oder ist krank und weiß keinen anderen Weg, um Sie darauf aufmerksam zu machen. Hat sie alles, was sie braucht und ist körperlich gesund, stecken vielleicht Stress oder Angst dahinter. Nach dem Tierarztbesuch kann Ihnen dann womöglich ein Katzenpsychologe weiterhelfen.

Katze bei unerwünschtem Verhalten ignorieren

Ist Ihre Katze kerngesund und sind ihre Bedürfnisse soweit erfüllt, kann es sich bei "schlechtem Benehmen" auch um erlerntes Verhalten handeln. Katzen geben sich zwar gern etwas reserviert ihren Menschen gegenüber, haben gern Entscheidungsfreiheit und ihren eigenen Willen, aber Aufmerksamkeit ist für sie auch etwas Schönes. Stellen sie fest, dass ein bestimmtes Verhalten eine Reaktion Ihrerseits auslöst, versuchen sie damit bei Bedarf, Ihre Beachtung zu erlangen. Dann spielen sie zum Beispiel nachts den Wecker, springen auf Arbeitsflächen und Schreibtische, werfen Sachen auf den Boden oder miauen in einer Tour.

In diesem Fall ist es kontraproduktiv, mit ihr zu schimpfen, da sie dann ja ihr Ziel (Aufmerksamkeit) erreicht hat. Am besten "strafen" Sie sie mit Nichtbeachtung, zum Beispiel, indem Sie wortlos den Raum wieder verlassen oder sie ohne Kommentar von der Küchenzeile zurück auf den Boden setzen. Seien Sie auch hier unbedingt konsequent, dann lernt Ihre freche Miez allmählich, dass sie nichts davon hat, Sie zu stören, und lässt es. Achtung! Zeigt Ihre Katze das auffällige Verhalten erst seit Kurzem oder wirkt anderweitig verändert, gehen Sie lieber mit ihr zum Tierarzt.

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