Egal, ob Sie eine ältere Katze aus dem Tierheim bei sich aufnehmen oder ein Katzenbaby zu sich holen – um eine Sache werden Sie in beiden Fällen nicht herumkommen: die Sozialisierung des neuen Familienmitglieds. Ihr Stubentiger wird erst einmal etwas Zeit und Raum benötigen, um sich an die fremde Umgebung und die ihm unbekannten Menschen zu gewöhnen.
Möglicherweise findet Ihr samtpfotiger Neuzugang auch noch andere tierische Mitbewohner dort vor. Es ist für die Zukunft äußerst wichtig, Ihre Katze richtig zu sozialisieren, damit es später keine Probleme gibt. Mit gewissen Erziehungstipps können Sie die Samtpfote bei der Eingewöhnung unterstützen und ihr den Start im neuen Zuhause erleichtern.
Warum ist die Sozialisierung so wichtig?
Der Zeitraum, in dem Sie Ihre neue Katze an die fremde Umgebung, andere Menschen und Tiere sowie den Alltag gewöhnen, nennt sich Sozialisierung. Der Vorgang ist sehr wichtig für alle Beteiligten – für Sie, die anderen Bewohner des Haushalts und natürlich für Ihren Stubentiger – und das zukünftige Zusammenleben. Eine Katze, die nicht richtig sozialisiert wurde, wird später scheu, ängstlich, misstrauisch oder sogar aggressiv gegenüber Mensch und Tier auftreten.
Wie leicht sich Ihre Katzen sozialisieren lässt, hängt zum einen von ihrem individuellen Charakter, aber auch von ihrer Vorgeschichte ab. Die ersten neun Wochen im Leben einer Katze spielen dabei eine relevante Rolle, doch wie viel Sozialisierung sie generell schon erfahren hat, ist ebenfalls wichtig. Ein jüngeres Tier wird in der Regel leichter einzugewöhnen sein als ein älteres aus dem Tierheim, dem möglicherweise schon viel Leid widerfahren ist.
Bedenken Sie aber, dass Sie Katzenbabys frühestens mit zwölf Wochen von seiner Mutter trennen sollten – denn auch die Katzenmama hilft bei der Sozialisierung ihres Nachwuchses. Doch das sollte Sie nicht abschrecken, denn auch hier gelingt die Sozialisierung, wenn Sie einige Tipps berücksichtigen.
Erste Gehversuche im neuen Zuhause
Wenn Ihre Katze in ihrem neuen Zuhause ankommt, sollten Sie darauf achten, dass sie immer einen sicheren Rückzugsort zur Verfügung hat, falls sie Angst bekommt und sich verstecken möchte. Anfangs können Sie ihren Katzenkorb oder ihre Transportbox im Zimmer stehenlassen, wohin sie flüchten kann, wenn sie sich erschrickt. Legen Sie ein Handtuch oder eine Decke hinein, damit sie es dort schön weich hat. Auch ist es sinnvoll, für Ihre Samtpfote Verstecke und Plätze in der Höhe anzubringen. So kann sie das Geschehen erst einmal von oben und aus sicherer Entfernung betrachten.
Katze sozialisieren und an Menschen gewöhnen
Zunächst gewöhnen Sie Ihre Katze an sich und Ihre Familie, bevor Sie den neuen Mitbewohner Freunden und Bekannten vorstellen. Drängen Sie den Stubentiger anfangs nicht, sich mit Ihnen zu beschäftigen oder zu spielen. Gehen Sie stattdessen normalen Tätigkeiten im selben Raum nach, etwa Fernsehgucken oder ein Buch lesen. Sehr günstig ist es, wenn Sie sich dabei auf den Boden setzen und praktisch auf Augenhöhe mit Ihrer Katze sind.
Wenn sie zu Ihnen kommt, nehmen Sie langsam Ihre Hand herunter und lassen Sie sie daran schnuppern. Streicheln Sie den Rücken Ihrer neuen Katze mit langsamen Bewegungen. Lässt die Samtpfote das zu, ist auch das Streicheln ihrer Wangen eine gute Möglichkeit, sie zu begrüßen, da sie so ihren Duft auf Sie überträgt und Sie als ihren Besitz markiert. Achten Sie beim ersten Kennenlernen auf den Schwanz Ihrer Katze. Er ist eine Art Stimmungsbarometer und verrät, ob sie ängstlich ist. Die Annäherung sollte mit Lob und/oder einer anderen Belohnung honoriert werden.
Ihre Familie sollte sich dem neuen Bewohner ebenfalls so vorstellen und die Katze nach ihrem Belieben an sich schnüffeln lassen, wenn sie von alleine auf sie zukommt. Ein Leckerli kann helfen, dass das Tier schneller Zutrauen fasst. Reibt sich die Katze schnurrend an Ihnen oder den anderen Bewohnern des Haushalts, ist das Eis gebrochen.
Vertraut der Stubentiger Ihnen und Ihrer Familie, können Sie ihm nun auch Besuch vorstellen. Stellen Sie vorher jedoch sicher, dass dieser weiß, wie er mit Katzen umzugehen hat, etwa nur mit leiser und ruhiger Stimme mit ihnen spricht. Durch positive Erfahrungen mit dem Besuch wird Ihre Katze sozialisiert und verliert eher die Scheu vor fremden Menschen.
Katze sozialisieren und an Tiere gewöhnen
Wenn schon tierische Bewohner in Ihrem Haushalt leben, sollten Sie die neue Katze nicht sofort überall frei herumlaufen lassen. Die anderen Tiere im Haus, egal, ob Hund oder Katze, könnten sie als Eindringling betrachten. Der neue Mitbewohner wird das ebenfalls spüren und für alle Beteiligten würde solch eine Situation puren Stress bedeuten.
Besser ist es, die Katze erst einmal in einem separaten Raum zu halten und sie langsam an die anderen Tiere heranzuführen, damit diese sich "beschnuppern" können. In diesem Fall bedeutet das: Bevor die neuen Mitbewohner sich persönlich vorgestellt werden, lassen Sie die Tiere zuerst an etwas riechen, das den Geruch des jeweils anderen trägt. So können die "alten Hasen" zum Beispiel in Ruhe die Transportbox beschnuppern, in der Ihr Neuzuwachs angekommen ist, die neue Katze riecht stattdessen an einem Spielzeug der anderen Tiere.
Wollen Sie, dass Ihre Haustiere den Geruch des jeweils anderen mit etwas Positivem verknüpfen, können Sie folgenden Trick anwenden: Lassen Sie die Tiere nach wie vor in getrennten Räumen, stellen Sie jedoch die Futternäpfe etwa einen Meter neben die geschlossene Tür. So riechen sie die anderen Mitbewohner sowie ihr Futter und bemerken, dass die anderen Tiere keine Gefahr für ihre Ressourcen darstellen.
Danach können Sie die Tiere persönlich einander vorstellen. Bleiben Sie dabei jedoch wachsam: Beim geringsten Anzeichen von Aggression trennen Sie sie wieder. Auch dürfen Sie es nicht tolerieren, wenn beispielsweise Ihr Hund beginnt, die Katze zu jagen oder eines Ihrer Tiere versucht, das andere zu mobben.
Wichtig bei der Sozialisierung: Bleiben Sie geduldig!
Auch wenn es mit der Sozialisierung Ihrer Katze nicht auf Anhieb klappen sollte: Bleiben Sie geduldig! Jede Katze ist unterschiedlich, einige gewöhnen sich schneller, andere langsamer an ein neues Zuhause. Was nicht hilft: Wenn Sie resigniert aufgeben. Damit würden Sie Ihren neuen Stubentiger alleine lassen. Belohnen Sie stattdessen erwünschtes Benehmen und geben Sie Ihrer Katze freundlich, aber bestimmt, zu verstehen, was sie nicht darf. Schreien Sie sie nicht an und behandeln Sie sie nicht grob. Reden Sie stattdessen stets ruhig mit der Samtpfote, bleiben Sie verständnis- und liebevoll. So sozialisieren Sie Ihre Katze am besten.
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