Viele scheinbar unerklärliche Reaktionen von Katzen lassen sich darauf zurückführen, dass sie sich in ihrer Entscheidungsfreiheit beschränkt fühlten. Der Klassiker ist, dass eine Katze zunächst Streicheleinheiten genießt und dann – scheinbar ohne Grund und Vorwarnung – faucht und teils schmerzhafte Tatzenhiebe austeilt. In diesem Fall hatte sie den Eindruck, dass sie nicht mehr selbst die Wahl hatte, ob sie gestreichelt wird oder nicht, und sah sich gezwungen, deutlich zu werden.
Katzen brauchen ihre Entscheidungsfreiheit
Haben Katzen nicht die Möglichkeit, sich jederzeit bei Bedarf aus einer Situation herauszuziehen, fühlen sie sich in die Ecke gedrängt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sie von katzenverrückten Menschen mit Zuneigung und Liebkosungen überhäuft werden, obwohl sie einfach nur in Ruhe auf dem Sofa sitzen und die Umgebung beobachten wollten. Es gibt dann drei mögliche Reaktionen:
- ● Die Katze faucht und kratzt.
- ● Schmerzhafte Katzenbisse werden verteilt.
- ● Die Samtpfote geht weg.
Häufig lässt sich beobachten, dass vor allem Menschen, die keine Katzen mögen, von den Fellnasen besonders neugierig beschnuppert und kontaktfreudig begrüßt werden. Das liegt daran, dass diese Personen kein Interesse daran haben, mit der Fellnase zu kuscheln, und sie daher in Frieden lassen. Sie allein hat die Wahl, ob sie den Fremden kennenlernen möchte oder nicht; und das weckt ihre Neugier.
Zwang führt meist zu unerwünschten Reaktionen
Stubentiger sind von Natur aus sehr vorsichtig – in der Wildnis rettet ihnen diese Charaktereigenschaft oft das Leben. Solange sie die Möglichkeit haben, jederzeit auf Bäume oder einen anderen erhöhten Platz zu flüchten oder sich zu verstecken, sobald ein natürlicher Feind oder eine andere Gefahr auftaucht, fühlen sie sich wohl. Nimmt man ihnen diese Entscheidungsfreiheit, setzt sie das unter Stress, sie werden nervös und machen sich kampfbereit, um sich zu verteidigen. Wer ihnen dann zu nahe kommt und ihnen auch noch den Fluchtweg abschneidet, muss mit Bissen und Kratzern rechnen.
Setzt man eine Katze unter Druck, stellt man eine für sie bedrohliche Situation nach. Sie sieht dann keine andere Wahl, als zum Angriff überzugehen. Hat sie jedoch die Entscheidungsfreiheit, sich bei möglicher Gefahr in Sicherheit zu bringen, hat sie keinen Grund, sich kampfbereit zu machen, und bleibt zwar aufmerksam und wachsam, aber friedlich.
Katzenerziehung: Lassen Sie ihr die Wahl
Für die Katzenerziehung bedeutet das, dass Sie Ihrer Miez nichts aufzwingen, sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen sollten. Wollen Sie sie zum Beispiel streicheln, lassen Sie ihr die Wahl, ob sie dazu gerade in der Stimmung ist oder nicht. Sie können ihr zunächst die Handfläche oder einen Finger hinhalten, ohne sie zu berühren, sodass sie daran schnuppern kann, bevor sie sich entscheidet. Wenn Sie ein neues Futter einführen, stellen Sie ihr am Anfang noch zwei Näpfe hin – einen mit dem alten, einen mit dem neuen Futter –, sodass sie selbst prüfen kann, ob sie das neue Fresschen probieren mag.
Neugier der Fellnasen nutzen
Um Ihren Fellnasen ihre Entscheidungsfreiheit zu lassen, können Sie sich die Neugier der Tiere zunutze machen. Katzen erkunden und entdecken gern auf eigene Faust, wenn sie gleichzeitig die Wahl haben, es nicht zu tun. Wollen Sie zum Beispiel ihr Katzenbettchen austauschen, stellen sie das neue Bett neben das alte und warten Sie ab, bis Ihre Samtpfote von allein Lust bekommt, das neue Schlaflager zu testen.
Ein wenig Schummelei ist jedoch erlaubt: So können Sie das neue Bett zum Beispiel mit Katzenminze bestreuen oder Ihre Miez mit einer weichen Decke abreiben und diese hineinlegen – der vertraute Geruch macht es ihr leichter, die Veränderung zu akzeptieren. Auch, wenn Sie eine weitere Katze in Ihren Haushalt holen möchten, kann es helfen, beide Fellnasen jeweils mit einem weichen Tuch abzureiben und das Deckchen mit dem Fremdgeruch liegen zu lassen. Auf diese Weise haben die beiden Samtpfoten die Entscheidungsfreiheit, ob sie den neuen Duft kennenlernen möchten oder nicht. So wirkt das Unbekannte weniger bedrohlich.
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