Katzen werden oft fälschlicherweise für Einzelgänger gehalten – dabei sind sie sehr soziale Wesen mit einer ausgeklügelten Hierarchie- und Gruppenstruktur. Sie jagen zwar alleine, doch ansonsten haben sie sehr gern Gesellschaft. Dabei kann es vorkommen, dass sich die Tiere zu eng an ihre Bezugsperson binden und Panik bekommen, wenn diese nicht in der Nähe ist – dann liegt bei Katzen Trennungsangst vor.
Woher kommt Trennungsangst bei Katzen?
Es mag überraschend klingen, dass Trennungsangst nicht nur Hunden zu schaffen macht, sondern auch Katzen. Schließlich werden Hunde schon seit viel längerer Zeit gezielt dahin gezüchtet, den Menschen als ihren Partnerbezug zu sehen. Einige Rassen wie Gesellschaftshunde mehr, andere Rassen wie Herdenschutzhunde weniger.
Dass die Vierbeiner mit ihrem Menschen eine enge Partnerschaft eingehen, ist meist erwünscht, und dass Hunde traurig sind, wenn ihre Bezugsperson sie alleine lässt, verwundert die wenigsten. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Hunde diese Angststörung bekommen, es heißt nur, dass sie etwas anfälliger dafür sind als Katzen.
Warum manche Katzen Trennungsangst haben, ist nicht genau geklärt. Es wird vermutet, dass eine zu frühe Trennung von der Katzenmutter eine spätere Angststörung begünstigt. Kätzchen, die mit der Hand aufgezogen wurden, binden sich in der Regel sehr eng an ihre menschlichen Pflegeeltern, was bei Katzen ebenfalls das Risiko für Trennungsangst erhöht.
Manche Katzenrassen gelten zudem als anhänglicher und menschenbezogener als andere – auch sie könnten unter Umständen eines Tages Schwierigkeiten damit haben, alleine zu sein.
Doch nicht jedes Tier, das anfällig ist oder ein erhöhtes Risiko für diese Art der Angststörung hat, entwickelt psychische Probleme. Meist kommt noch ein Auslöser dazu, eine besondere Stresssituation wie ein Umzug, der Tod eines nahestehenden Artgenossen oder ein großer Schreck.
Mögliche Symptome bei Katzen mit Trennungsangst
Die Symptome für Trennungsangst bei Katzen können von Tier zu Tier unterschiedlich sein. Allerdings handelt es sich fast immer um auffällige Verhaltensänderungen, wie zum Beispiel Unsauberkeit. Betroffene Tiere pinkeln dann zum Beispiel in Ihrer Abwesenheit ins Bett oder in den Stapel mit schmutziger Wäsche. Sie versuchen damit, ihren eigenen Geruch mit dem ihrer Bezugsperson zu vermischen, um sich geborgener zu fühlen und sich zu beruhigen.
Andere Katzen reagieren womöglich mit "Zerstörungswut" und nehmen die Wohnung und Einrichtung auseinander, sobald Sie sie alleine lassen. Ein weiteres Warnzeichen, das infrage kommt, ist vermehrter Putztrieb, der bis hin zu kahlen Stellen im Fell führen kann. Appetitlosigkeit oder Herunterschlingen von Futter bei Einsamkeit sind außerdem möglich.
Bei vielen Tieren lässt sich auch in Anwesenheit der Bezugsperson auffälliges Verhalten beobachten. Sie sind dann zum Beispiel übertrieben anhänglich, folgen ihrem Lieblingsmenschen überallhin und miauen ununterbrochen und sehr laut beim Abschied oder wenn sie sich alleine wähnen, zum Beispiel nachts.
Bei auffälligem Verhalten erst zum Tierarzt!
Achtung! Die genannten Symptome können, müssen aber nicht darauf hindeuten, dass Ihre Katze Trennungsangst hat. Es kann auch eine organische Ursache hinter den Verhaltensstörungen stecken.
So kann lautes nächtliches Miauen bei alten Katzen Anzeichen einer Demenz sein oder Symptom einer beginnenden Taubheit. Appetitlosigkeit kann eine Reihe von Krankheiten zur Ursache haben und sollte ohnehin stets vom Tierarzt abgeklärt werden. Schlingen von Futter kann ebenso mehrere Gründe haben.
Unsauberkeit muss nicht zwingend psychische Auslöser haben, sondern tritt teils infolge einer Harnwegserkrankung auf. "Zerstörungswut" kann außer Trennungsangst auch Langeweile bedeuten.
Trennungsangst bei Katzen behandeln: Tipps zur Abhilfe
Konnte Ihr Tierarzt organische Ursachen für das Verhalten Ihrer Katze ausschließen, wenden Sie sich am besten an einen Katzenpsychologen. Er kann Ihnen und Ihrem Haustier helfen, eine gesunde Beziehung ohne Verlassensängste aufzubauen.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, in Ihrer Wohnung einige Änderungen vorzunehmen, damit Ihre Katze sich leichter alleine beschäftigen und sich von Ihrer Abwesenheit ablenken kann. Der englische Begriff dafür nennt sich "Environmental Enrichment" – dabei geht es darum, die Umgebung für das Tier spannender und anregender zu gestalten.
Ein toller Kratzbaum, Aussichtspunkte am Fenster, Klettermöglichkeiten und verschiedene Verstecke sind zum Beispiel ein guter Anfang. Überlegen Sie, falls Ihre Katze mit Trennungsangst bislang ein Einzeltier war, eine zweite Katze dazu zu holen. Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, ihr gesicherten Freigang im Garten oder auf dem Balkon zu bieten?
Spielen Sie außerdem viel mit Ihrem Haustier, wenn Sie daheim sind, und reservieren Sie einmal, besser noch zweimal täglich Zeit für eine Spielstunde mit Ihrem Stubentiger.
Positive Verstärkung hilft Ihnen, erwünschtes Verhalten Ihrer Katze zu belohnen – wenn sie zum Beispiel ganz entspannt liegen bleibt, nachdem Sie kurz den Raum verlassen haben. Unerwünschtes Verhalten ignorieren Sie dagegen am besten. Dazu gehört auch, dass Sie Ihre Katze nicht umgehend trösten, wenn sie Anzeichen von Trennungsangst zeigt. Sonst belohnen Sie damit das Fehlverhalten.
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