Ziel von Strafen ist es eigentlich, bestimmte Verhaltensweisen zu unterbinden. Wollen Sie Ihren Hund bestrafen, ist Geschicklichkeit gefragt. Kommt die Strafe zu spät oder zu heftig, verschrecken Sie Ihren Hund. Im Extremfall leiden Bindung und Vertrauen in der Mensch-Hund-Beziehung, Ihr Vierbeiner bekommt Angst vor Ihnen oder entwickelt Aggressionen. Ist die Strafe zu mild, versteht Ihr tierischer Gefährte nicht, dass er gerade etwas tut, was er nicht darf.
Den Hund bestrafen: Das Timing zählt
Der Erfolg einer Strafe hängt entscheidend vom richtigen Timing ab. Der Tadel oder das Abbruchkommando ("Aus", "Nein", "Pfui" etc.) muss zeitgleich mit dem Fehlverhalten erfolgen. Eine nachträgliche Strafe kann zu Fehlverknüpfungen führen. Rufen Sie zum Beispiel Ihren Vierbeiner und er kommt erst mit einiger Verzögerung zu Ihnen, dürfen Sie nicht mit ihm schimpfen. Sonst verknüpft er das Ankommen bei Ihnen mit Ärger, nicht seine verspätete Reaktion auf Ihren Rückruf. Diese Fehlverknüpfung kann dazu führen, dass Ihr Hund gar nicht mehr auf den Rückruf reagiert, weil er denkt, er würde dafür bestraft, wenn er zu Ihnen kommt.
Hunde handeln nicht aus Böswilligkeit
Bevor Sie Ihren Hund bestrafen, weil er sich nicht wie erwünscht verhalten hat, überlegen Sie, woran das liegen könnte. Hunde verhalten sich stets so, dass es für sie möglichst angenehm ist. Das tun sie nicht, um Sie zu ärgern oder weil sie sonst irgendwelche böswilligen, niederträchtigen Motive verfolgen, sondern weil es ihre Natur ist. Wenn Ihr Hund etwa ein Kommando nicht befolgt, nicht auf Sie hört oder etwas tut, was er nicht soll, ist das kein Machtspiel, um Sie herauszufordern. Vielmehr hat er dann noch nicht begriffen, dass sich das erwünschte Verhalten für ihn lohnt. Oder er hat nicht verstanden, was das erwünschte Verhalten ist.
Tipps für den richtigen Tadel
Eine gute Erziehung lebt nicht nur von Lob und Belohnung, sondern auch von angemessenem Tadel. Lenken Sie Ihren pelzigen Freund mit einem Abbruchkommando, einer bestimmten Geste oder einem anderen Signal von seinem Fehlverhalten ab, damit er es unterlässt. Bleiben Sie dabei stets ruhig und sprechen Sie mit fester, tiefer Stimme. Wählen Sie kurze, prägnante Kommandos, die sich Ihr Hund gut merken kann, und die sich klar von den anderen Kommandos unterscheiden.
Hierfür eignen sich zum Beispiel "Aus!", "Nein!" oder "Pfui!". Auch ein "Kss!", ein Händeklatschen oder ein Pfiff können als Abbruchkommando dienen. Wichtig ist, dass die Kommandos stets gleich klingen und immer das Gleiche bedeuten. Haben Sie Geduld und seien Sie konsequent, wenn Sie Ihrem Hund die Befehle beibringen. Teilen Sie die Lektionen lieber in kurze, einfache Unterrichtseinheiten ein und steigern Sie den Schwierigkeitsgrad schrittweise. Sobald Ihr Vierbeiner etwas verstanden hat, können Sie die Schwierigkeit eine Stufe erhöhen.
Tipp: Bieten Sie Ihrem Hund stets eine Alternative für unerwünschtes Verhalten an. Kaut er zum Beispiel auf Ihren Schuhen herum, unterbrechen Sie sein Fehlverhalten mit Ihrem Abbruchsignal – und geben ihm stattdessen ein Kauspielzeug.
Hund bestrafen und belohnen: Wechselspiel zwischen Tadel und Lob
Wechseln Sie bei der Hundeerziehung zwischen Strafen und Belohnung hin und her. Erwünschtes Verhalten wird verstärkt, unerwünschtes Verhalten bestraft. Dabei gibt es jeweils zwei Möglichkeiten zur Verstärkung und zur Bestrafung:
● Positive Verstärkung
● Negative Verstärkung
● Positive (direkte) Bestrafung
● Negative (indirekte) Bestrafung
"Positiv" bedeutet, dass etwas hinzugegeben wird. "Negativ" bedeutet, dass etwas weggenommen wird. Bei Positiver Verstärkung bekommt Ihr Hund eine Belohnung, wenn er sich wie gewünscht verhält. Zum Beispiel erhält er ein Leckerli oder wird gelobt, wenn er auf Rückruf zu Ihnen kommt. Negative Verstärkung heißt, dass etwas für den Hund Unangenehmes aufgelöst wird. Wenn Sie zum Beispiel mit ihm Gassi gehen und er an der Leine zieht, bleiben Sie stehen. Sobald er sich entspannt und die Leine locker lässt, geht es weiter. Er lernt: Wenn ich aufhöre, an der Leine zu ziehen, macht der Spaziergang viel mehr Spaß.
Positive Bestrafung bedeutet, dass etwas Unangenehmes hinzugefügt wird, wenn Ihr Hund sich daneben benimmt. Sehen Sie zum Beispiel, wie er innerhalb der Wohnung sein Bein hebt, sagen Sie klar und deutlich "Pfui!" oder ein anderes Abbruchsignal. Negative Bestrafung erfolgt, wenn Sie Ihrem Hund etwas Angenehmes wegnehmen. So können Sie ihn beispielsweise ignorieren und ihm Ihre Beachtung entziehen, wenn er zu viel Aufmerksamkeit fordert.
Strafen für Hunde: Niemals zu aversiven Trainingsmethoden greifen!
Achtung! Positive Bestrafung kann eine heikle Angelegenheit sein, wenn sie nicht mehr nur unangenehm für Ihren Hund ist, sondern ihm Gewalt antut oder Schmerzen zufügt, ihn womöglich sogar verletzt. Dabei handelt es sich um sogenannte aversive Trainingsmethoden, die Ihren tierischen Gefährten zutiefst verunsichern und verängstigen können. Die Folge davon sind Verhaltensauffälligkeiten, die von Angststörungen über Depressionen bis hin zu Aggressionen gehen können.
Vermeiden sollten Sie unbedingt die folgenden "Hilfsmittel" bei der Hundeerziehung:
● Würgehalsband
● Stachelhalsband
● Schläge
● Brüllen
● Hund mit Gegenständen bewerfen
● Leinenruck (kann zu Kehlkopfverletzungen führen!)
● Einschüchterung
● "Alpha-Wurf" (Hund zu Boden werfen)
● Hund niederdrücken
● Schnauzengriff
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