Hundeerziehung

Schnauzengriff bei Hunden: Ist er für die Hundeerziehung geeignet?

Der Schnauzengriff oder auch Schnauzgriff wird von einigen Hundehaltern als eine Art "Allheilmittel" in der Hundeerziehung angewandt, etwa beim Bellen oder sonstigem unerwünschtem Verhalten. Dabei ist die Methode alles andere als wirksam! Tierschützer bezeichnen die Maßregelung zudem als brutal und absolut ungeeignet für den artgerechten Umgang mit Tieren.
Lieber küssen als schmerzhaft zudrücken – Die Schnauze eines Hundes ist sehr empfindlich – Shutterstock / Viktoria Minkova
Lieber küssen als schmerzhaft zudrücken – Die Schnauze eines Hundes ist sehr empfindlich – Shutterstock / Viktoria Minkova

Der Schnauzengriff ist ein Griff, bei dem der Hundehalter seinem Vierbeiner von oben über die Schnauze greift und mit mehr oder weniger starkem Druck die Lefzen gegen die darunterliegenden Zähne presst. Für Hunde ist dies sehr unangenehm und teilweise mit großen Schmerzen verbunden. Welpen und junge Hunde schreien manchmal regelrecht auf, wenn der Griff gegen sie angewandt wird. Daher solltet ihr diese Methode nicht benutzen, um euren Hund zu disziplinieren.

Schnauzengriff: Mögliche Folgen der brutalen Erziehungsmethode

Tierschützer sowie verantwortungsvolle Hundebesitzer lehnen jegliche Form der körperlichen Züchtigung bei Hunden ab. Natürlich muss Strafe manchmal sein, aber bitte niemals mit Gewalt! Viel besser – und in der Regel auch effektiver – sind etwa indirekte Bestrafungen wie der Entzug von Aufmerksamkeit.

Für Hunde ist der Schnauzengriff durch ihren Halter ein regelrechter tätlicher Übergriff. Er kann sogar dazu führen, dass der Vierbeiner Angst vor der Hand des Herrchens oder Frauchens bekommt, danach schnappt und aggressiv wird. Wenn ein Welpe nach dem Schnauzengriff beißt, brauchen sich Anwender also nicht zu wundern.

Generell gilt: Wird ein Tier mit Schmerzen erzogen, sind Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressionen oder eine Angststörung meist die Folgen. Die Mensch-Hund-Freundschaft kann nachhaltig geschädigt werden. 

Wird der Schnauzgriff von der Hundemutter angewendet?

Hundehalter, die den Schnauzgriff in der Hundeerziehung rechtfertigen wollen, bringen oft ein ganz bestimmtes Argument vor: dass doch auch die Hundemutter ihre Welpen in die Schnauze beiße, wenn diese sich nicht benehmen. Dies kann so leider nicht stehen bleiben. 

Tatsächlich wenden Hundemütter den Schnauzgriff bei ihren Jungen an, wenn diese bei unerwünschtem Verhalten auch nach mehrmaliger Verwarnung nicht hören wollen. Allerdings ist der innerartliche Schnauzengriff nicht vergleichbar mit dem vom Menschen angewandten, schmerzhaften Griff an den Fang.

Eine Hundemutter würde niemals so fest zupacken, dass ihre Welpen Schmerzen empfinden und quietschen. Der innerartliche Schnauzengriff basiert auf instinktivem und von der Hundemutter äußerst gut kontrolliertem Verhalten, um ihren Welpen gewissermaßen eine erzieherische Ruhepause zu verordnen. Der Welpe hält im Mamamaul sofort ganz still, beruhigt sich und wird dann wieder aus dem Fang der Mutter entlassen. 

Noch einmal: Diese Maßnahme von Mutter zu Welpe kann nicht gleichgesetzt werden mit einem schmerzhaften Griff eines Menschen an die Lefzen eines Hundes. Darüber hinaus setzen Hunde den Griff auch spielerisch ein. Ohne jeglichen Druck auszuüben, schnappen die Hunde ganz zärtlich nach der Schnauze eines Artgenossen.

Alternativen zum Schnauzengriff: So erzieht ihr euren Hund richtig und ohne Gewalt

Es gibt unzählige Alternativen zum Schnauzengriff, mit denen ihr euren Hund deutlich besser und tierfreundlicher erziehen könnt. Wichtigste Voraussetzung: Nehmt euch Zeit. Bringt eurem Hund von Anfang an wichtige Kommandos wie “Nein!” und “Aus!” bei und bleibt konsequent in den Regeln, die ihr aufstellt. Dann wird sich auch euer Hund an sie halten. 

Eine gute – und vor allem gewaltfreie – Methode der Hundeerziehung ist etwa die negative Verstärkung: Verhält sich euer Hund in einer bestimmten Situation auf die von euch gewünschte Weise, verschwindet dafür ein negativer Reiz. Bettelt euer Hund etwa am Tisch um Essen, quittiert ihr das mit einem entschiedenen “Nein!” und einem strengen Blick. Sobald euer Hund das Betteln unterlässt, schaut ihr ihn wieder freundlich an, entfernt also den negativen Reiz.

Die Methode der positiven Verstärkung funktioniert genau andersherum: Hier belohnt ihr erwünschtes Verhalten. Kommt euer Hund zum Beispiel auf Zuruf sofort zu euch gelaufen, bekommt er dafür ein Leckerli oder wird ausgiebig gestreichelt.

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1 Kommentare
  • person

    28-03-2017 07:03:30

    Irislabbi: Hat der Schreiber dieses Artikels jemals mit Hunden zusammen gelebt? Eine Hundmutter bei der Aufzucht ihrer Welpen erlebt? Zärtlich ist das keinesfalls, wenn eine Hundemutter ihren Schnauzengriff macht. Zärtlich ist auch nicht der Umgang untereinander, wenn es um die Rangordnung im Rudel geht, es ist rau und Hunde sind Raubtiere. Jeder der mit einem größeren Rudel lebt kann das täglich beobachten.
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