Hunde haben nur sehr beschränkte Möglichkeiten, um sich verbal auszudrücken. Ein Hund bellt fremde Menschen demnach aus unterschiedlichsten Gründen an. Wenn ihr eurem tierischen Gefährten das Kläffen abgewöhnen wollt, müsst ihr deshalb zunächst das Motiv eures Vierbeiners herausfinden: Warum bellt euer Hund andere Menschen an?
Bellen als normales Kommunikationsverhalten
Im Gegensatz zu Menschen haben Hunde keine große Palette an verbalen Verständigungsmöglichkeiten. Bellen kann deshalb Freude oder Angst ausdrücken, auf Bedürfnisse wie Hunger oder Gassigehen aufmerksam machen oder eben auch sagen: "Das hier ist mein Revier. Geh weg!". Manche Rassen sind dabei grundsätzlich “gesprächiger” als andere, etwa Beagle, Terrier oder auch Zwergschnauzer.
Was euer Hund genau sagen möchte, könnt ihr meistens aus der Situation und seiner Körpersprache heraus erschließen. Versucht folgende Fragen zu beantworten:
- Welche Personengruppen werden angebellt: Männer, Kinder, Radfahrer, Menschen mit bestimmter Bekleidung?
- Wird nur bei Besuch zu Hause gebellt oder auch beim Spazierengehen?
- Ab welcher Distanz fängt euer Hund an zu bellen?
Der erste Schritt zu weniger Bellen ist die genaue Beobachtung eures felligen Freundes.
Bellen entlädt Energie
Hunde sind Gewohnheitstiere. Viele, viele Male waren es Herrchen oder Frauchen, die durch die Tür kamen. Sobald etwas an der Tür zu hören ist, baut der Vierbeiner deshalb jede Menge Energie auf, um seinen Besitzer freudig zu begrüßen, eilt zur Tür und dann – ist da gar nicht die geliebte Bezugsperson, sondern irgendein fremder Mensch, mit dem er spontan nicht umzugehen weiß. All die Energie hat nun kein Ziel mehr und entlädt sich dann oft in spontanem Bellen.
Hunde, die ohne exzessive Begrüßungsrituale großgezogen werden, zeigen deutlich seltener Bellverhalten gegenüber Gästen. Zum Beispiel muss Schutzhunden das Anschlagen (Laut geben) sogar wieder aktiv beigebracht werden, weil sie durch ihre Ausbildung eigentlich zu stoisch sind, um von allein das Bedürfnis dazu zu verspüren.
Ängstlicher Hund bellt Menschen an: Ein Zeichen von Unsicherheit
Bellen kann oft ein Reflex sein, wenn euer Hund unsicher ist oder Angst hat. Nehmt diese Angst ernst und handelt, ohne den Hund in seinem Bellverhalten zu bestärken. Konditionierte Entspannung oder Ablenkung können helfen, funktionieren aber nicht in jeder Situation. Für Letzteres könnt ihr zum Beispiel ruhig mit eurem Tier reden und auf Abstand zu dem Angstauslöser (Mensch, Geräusch oder Ähnliches) gehen.
Konditionierte Entspannung braucht dagegen etwas Vorarbeit. Übt mit eurem Hund ein bestimmtes Signalwort, das ihr für ihn gezielt mit einer entspannten Situation verknüpft. Massiert oder streichelt euren Hund zum Beispiel und sagt dabei “ruhig” oder “easy”. Euer Hund lernt so, das Wort mit dem entspannten Zustand zu verbinden. Nach etwas Übung gelingt es der Fellnase dann meist auch in aufgeregten Situationen, auf das Signalwort hin spontan deutlich ruhiger zu werden.
Langfristig solltet ihr aber die Selbstsicherheit eures Hundes stärken, indem ihr zum Beispiel mehr hinausgeht und ihn an die beunruhigenden Reize gewöhnt. Holt euch gegebenenfalls Hilfe vom Tierarzt oder einem Tierpsychologen.
Bellen bei Territorialproblemen
Bellen kann zu Hause tatsächlich ein Indiz für ein Problem mit zu starkem Territorialverhalten sein. Insbesondere wenn der Bellexzess nicht nur beim Eintreffen des Besuchs stattfindet, sondern auch durch Kleinigkeiten getriggert wird, wie etwa einen Gast, der vom Tisch aufsteht. Euer Hund bellt die Menschen aggressiv an, weil er sie als Eindringlinge in sein Territorium ansieht.
Gebt eurem Vierbeiner Sicherheit, indem ihr ihm zeigt, dass er sich auf euch als "Rudelführer" verlassen kann und ihr wisst, was zu tun ist. Räumt dem Hund feste Plätze ein, die tatsächlich ihm gehören, während der Rest des Hauses euer Reich ist.
4 Schritte, damit euer Hund keine Menschen mehr anbellt
- Beobachtung: Wer wird angebellt? Wann und wo wird gebellt?
- Signale erkennen und Bellen verhindern, bevor es beginnt
- Bellen unterbrechen, indem Gegensignale gesetzt werden (Trainiere beispielsweise ein Abbruchsignal wie "still", das ausschließlich für den Abbruch des Bellens genutzt wird, und belohne deine Fellnase für korrektes Verhalten)
- Langfristige Desensibilisierung und Gegenkonditionierung
Bellen ausschließlich mit positiver Verstärkung abtrainieren
Belohnt eure Fellnase dafür, dass sie ruhig an ihrem Platz bleibt, wenn es an der Tür klingelt oder lenkt euren Hund in akuten Situationen durch Spieleinheiten ab. Ruhe und Geduld sind das A und O in der Hundeerziehung. Wenn ihr euren Vierbeiner ausschimpft, wird er das allenfalls als Gegenbellen eurerseits verstehen und umso mehr den Drang zum Kläffen verspüren.
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