Bei Katzen ist eine Kastration üblich, um unerwünschten Nachwuchs unter Freigängern und Streunern zu vermeiden. Bei Hunden ist eine Kastration jedoch alles andere als selbstverständlich. Gegner haben Angst, dass insbesondere eine Frühkastration den Hund daran hindert, eine gesunde Geschlechtsidentität zu entwickeln, was zu sozialen Schwierigkeiten mit anderen Hunden und Verhaltensauffälligkeiten führen könnte. Befürworter argumentieren unter anderem mit einem geringeren Risiko für Tumore.
Frühkastration der Hündin kann Krebsrisiko senken
Wenn Ihre Hündin keine Welpen bekommen soll, ist die Kastration die sicherste Methode, damit sie unfruchtbar wird. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Tierarzt eine Frühkastration besprechen – so nennt man eine Kastration vor der Geschlechtsreife, bei Hündinnen also vor der ersten Läufigkeit. Die Frühkastration Ihrer Hündin verhindert nicht nur unerwünschten Nachwuchs, sondern reduziert zudem das Risiko für Brustkrebs. Unkastrierte Hundedamen oder solche, die erst nach der zweiten Läufigkeit kastriert werden, haben ein deutlich höheres Brustkrebsrisiko. Hinzu kommt, dass eine Kastration eine Gebärmuttervereiterung und andere Krankheiten der Gebärmutter und Eierstöcke verhindern kann.
Psychische Auswirkungen einer Frühkastration bei Hündinnen
Für manche Hündinnen bedeutet die Zeit der Läufigkeit großen Stress, wenn sie ihren Sexualtrieb nicht ausleben dürfen. Einige entwickeln nach einer Läufigkeitsphase eine sogenannte Scheinträchtigkeit, was sowohl für die Tiere eine seelische Belastung darstellen als auch für den Hundehalter schwierig sein kann. Die Frühkastration lässt den Sexualtrieb gar nicht erst aufkommen, sodass Läufigkeit und Scheinträchtigkeit der Hündin erspart bleiben. Überdies sind kastrierte Hundedamen in der Regel verspielter und friedlicher im Umgang mit Artgenossen als unkastrierte Hündinnen.
Nur, wenn Sie Ihren Hund gleich welchen Geschlechts zum Schutzhund, Therapiehund, Blindenführhund oder Rettungshund ausbilden wollen, empfiehlt sich keine oder erst eine spätere Kastration nach der ersten Läufigkeit, um den sexuellen Reifungsprozess nicht gänzlich zu verhindern.
Risiken der Frühkastration bei Hündinnen
Kastrierte Hündinnen laufen Gefahr, später an einer Harninkontinenz zu leiden. Das Risiko dafür ist bei größeren Hunderassen ab 20 Kilogramm Körpergewicht höher als bei kleineren Hunden. Die Harninkontinenz lässt sich mit Medikamenten behandeln, allerdings müssen betroffene Hunde diese ihr Leben lang einnehmen. Irish Red Setter, Spaniel und Langhaardackel bekommen nach einer Kastration ein "Babyfell", da das Wachstum der Wollhaare angeregt wird. Allerdings ist dieses Risiko bei einer Frühkastration geringer als bei einer späteren Operation.
Außerdem müssen Sie bei einem kastrierten Hund – gleich ob weiblich oder männlich – einen strengen Fütterungsplan einhalten. Die Tiere werden ruhiger und gleichzeitig haben sie einen gesteigerten Appetit. Fressen sie dann so viel, wie sie möchten, entsteht Übergewicht. Bekommen sie jedoch bedarfsgerechte Portionen, bleiben sie schlank. Besprechen Sie den veränderten Futterbedarf Ihres kastrierten Hundes am besten mit Ihrem Tierarzt.
Welchen Nutzen hat eine Frühkastration bei Rüden?
Rüden entwickeln durch eine Frühkastration keine sexuellen Aggressionen, sodass sie sich seltener mit Artgenossen streiten. Sie sind verspielter und geraten nicht so oft in Hundekämpfe; zumindest, sofern der Streitgrund eine läufige Hündin oder anderweitig sexuell motiviert ist. Bei einer späteren Kastration kommt dieser Vorteil geringer zum Tragen, da Ihr Hund dann bereits sexuelles Imponiergehabe erlebt und erlernt hat. Allgemein verhindert eine Kastration außerdem das Markieren im Haus und hält den Vierbeiner vom Streunen ab.
Allerdings lässt sich bei Rüden das Krebsrisiko durch eine Frühkastration nicht nennenswert senken. Nur, wenn krankhafte Veränderungen der Hoden oder der Prostata zu erkennen sind, ist eine Kastration aus medizinischen Gründen notwendig.
Kastration beim männlichen Hund: Mögliche Nachteile
Die Kastraten selbst nähern sich ihren Artgenossen zwar für gewöhnlich friedlich, leider gilt das nicht auch zwangsläufig umgekehrt. Unkastrierte Rüden beschnuppern kastrierte Hunde oft sehr intensiv bis aufdringlich und wollen aufreiten. Das wiederum ist für Letztere höchst unangenehm, sodass es aus einer Abwehrreaktion heraus zu Aggressionen kommen kann. Eine Kastration verhindert nur sexuell motivierte Aggressivität, nicht aber solche, die aus Angst, Unsicherheit oder Ressourcenverteidigung heraus entsteht.
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