Auch wir Menschen "nutzen" Übersprungshandlungen täglich – es sind Gesten und Tätigkeiten, die wir unbewusst machen, wenn wir uns in einer stressigen Situation wiederfinden oder zwischen zwei Reizen beziehungsweise gleichwertig motivierten Handlungen stehen. Es gibt viele Formen, wie sich bei uns eine Übersprungshandlung äußern kann.
Wir fassen uns beispielsweise an den Kopf, um irgendetwas zu tun oder schauen plötzlich auf unsere Smartphones, um über Unsicherheit hinwegzutäuschen. Ziel der Handlung ist vor allem die Selbstberuhigung – durch die unbewusst geschaffene Ablenkung, nehmen wir uns gewissermaßen aus der Stress- oder Entscheidungssituation heraus. Auch Katzen tun dies.
So äußern sich Übersprungshandlungen bei Katzen
Haben Sie Ihre Samtpfote auch schon einmal dabei beobachtet, wie sie am Fenster sitzt und eigenartig schnattert beziehungsweise seltsame "Quack-Quack"-Laute von sich gibt? Dies passiert zum Beispiel dann, wenn draußen ein Vogel in Sichtweite, aber nicht in Reichweite ist – Ihre Katze denkt sich: "Mensch, den will ich jagen" – kann aber gleichzeitig nicht heraus aus der Wohnung. Was folgt, ist eine Übersprungshandlung in Form des Schnatterns, um sich selbst zu beruhigen und die Situation abzukühlen.
Auch in ganz harmlosen Spielsituationen neigen Katzen immer wieder dazu, Übersprungshandlungen zu zeigen. Da wird im einen Moment mit der lustigen Stoffmaus gespielt und im anderen Moment putzt sich Ihre Miez plötzlich ausgiebig, obwohl ihr Katzenfell blitzblank ist. Dies bedeutet nicht, dass Ihre Fellnase eine Putzstörung hat – sie hat einfach überschüssige Energien in sich, die sie gerade nicht herauslassen kann. Durch das Putzen baut sie diese ab, "entstresst" sich gewissermaßen.
Typische Formen von Übersprungshandlungen bei Katzen:
Wenn Sie folgende, im jeweiligen Kontext scheinbar sinnlose Tätigkeiten bei Ihrer Katze beobachten, handelt es sich wahrscheinlich um eine Übersprungshandlung:
- ● Putzen/Lecken: Das plötzliche Putzen des Fells ist eine häufig zu beobachtende Übersprungshandlung bei Katzen und tritt zum Beispiel dann auf, wenn die Miez etwas nicht versteht. Meist wird eifrig über Brust oder Seitenflanke geleckt, um die jeweilige Situation abzukühlen.
- ● Schnattern: Das Schnattern sieht man unter anderem, wenn Ihre Katze zwischen zwei Reizen steht – sie möchte etwas tun, kann dies aber gerade nicht. Um sich zu beruhigen, werden unbewusst die schnatternden Laute abgegeben.
- ● Beschnüffeln: Auch das Beschnüffeln von Gegenständen gehört zu den typischen Übersprungshandlungen von Katzen. Während wir Menschen uns vielleicht in Stresssituationen am Kopf kratzen, gehen die Samtpfoten einfach auf Schnüffeltour – häufig wird der Besitzer dabei über die Nase hinweg angeschaut.
- ● Knabbern/Nuckeln: Auch das Anknabbern und Herumnuckeln von beziehungsweise an Gegenständen ist typisch und wird meist dann an den Tag gelegt, wenn sich die Tiere in stressigen Situationen befinden. Um Stress abzubauen, wird einfach eine kurze Zeit lang herumgekaut oder genuckelt – an Wolle, Möbeln, Handtüchern, den Haaren des Besitzers und Co.
- ● Schwanz jagen: Wie Hunde auch, reagieren sich einige Katzen ab, indem sie ihren Schwanz jagen.
Von der Übersprungshandlung zur Zwangsstörung?
Übersprungshandlungen bei Katzen sind wie bei Hunden oder uns Menschen ganz normal und absolut nicht besorgniserregend. Sollten Sie jedoch beobachten, dass sich Ihre Katze auffällig oft in scheinbar unlogisch motivierten Handlungen verstrickt, ist Vorsicht geboten. Womöglich leidet sie unter chronischem Stress.
Während gelegentliche Selbstberuhigung in stressigen oder verzwickten Situationen nicht schlimm ist und im Rahmen des normalen Katzenverhaltens liegt, kann ein sich ständig wiederholendes, auffälliges Verhalten ein Symptom für eine Zwangsstörung sein. Mehr dazu lesen Sie im Ratgeber "Zwangsstörungen bei Katzen: Wie äußern sie sich?".
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