Das Leben im Freien einer Wildkatze oder eines verwilderten Streuners unterscheidet sich stark vom behüteten Leben der Hauskatzen. Beide erfahren eine unterschiedliche Sozialisation und passen ihr Verhalten entsprechend anders an. Während in der Wildnis geborene und aufgewachsene Katzen darauf angewiesen sind, sich ihre Nahrung selbst zu beschaffen und die Aufzucht allein von den eigenen Artgenossen übernommen wird, kann die Hauskatze normalerweise stets auf menschliche Zuwendung und Versorgung vertrauen.
Wenn Sie sich also fragen, ob Ihre Hauskatze, die Ihnen gelegentlich Mäuse vor die Tür legt und sich auch sonst gerne draußen aufhält, in der Wildnis überleben würde, so lautet die kurze Antwort: Jein. Es gibt sehr viele Dinge, die Katzen in der freien Wildbahn zum Verhängnis werden können – erst recht, wenn sie die Gefahren nicht kennen.
Katzen: Vom Überleben in der Wildnis
Zunächst einmal sind Katzen sehr vorsichtige Tiere. Sie erkunden ihre Umgebung sorgfältig und gehen lieber ein Risiko zu wenig als eines zu viel ein. Außerdem wissen sie sehr genau, wo es im Zweifel und im Notfall für sie einen Unterschlupf und Futter gibt: nämlich bei den Menschen. Wenn Sie normalen Hauskatzen ihre gewohnte Sicherheit entziehen, wird sie sich zunächst aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwo verstecken, bis sie sich vom Hunger getrieben auf Nahrungssuche begibt.
Hat sie nicht das Glück, dass ihr ausreichend Kleintiere über den Weg laufen, die sie leicht erbeuten kann, wird sie schon bald ihr Revier erweitern und sich vermutlich bald mit menschlichen Essensresten beschäftigen. Mit anderen Worten, sie fängt an, im Müll zu wühlen, da sie diese Art von Nahrung menschlichen Ursprungs vom Geruch her bereits kennt. Schnell sieht sich somit die Hauskatze, die das dauerhafte Leben im Freien und die Selbstversorgung nicht gewohnt ist, mit einer ganzen Reihe von Problemen konfrontiert:
● Der Verzehr von Abfällen sorgt für Krankheiten, für die kein Tierarzt zur Stelle ist.
● Nachts wird es gerade im Winter sehr kalt und schwierig, warmen Unterschlupf zu finden.
● Hauskatzen sind sozialen Kontakt zu Menschen gewohnt und vermissen ihn in der Wildnis.
● Der ungewohnte Autoverkehr ist besonders gefährlich, das Unfallrisiko ist hoch.
● Hunde, Greifvögel und andere Raubtiere können die Katze mitunter tödlich verletzen.
Auch Freigänger bleiben Hauskatzen
Wie Sie sehen, verlangt das Überleben im Freien Hauskatzen einiges ab. Ihre Katze könnte von einem Auto überfahren werden, an Unterernährung, einer unbehandelten Krankheit oder Verletzung sterben. Im Unterschied dazu sind echte Wildkatzen sowie verwilderte Streuner an das Leben in der Natur gewöhnt. Diese leben meist im Rudel, haben eine Lebenserwartung von maximal 5 Jahren und wachsen vor allem direkt und von Anfang an in der Wildnis auf.
Das ist gleichzeitig auch der wesentliche Unterschied zwischen Hauskatzen und wilden Katzen: Letztere lernen schon als Babys die wichtigsten Überlebensstrategien und Jagdtechniken. In einem menschlichen Zuhause aufgewachsene Katzenbabys lernen zwar auch das Jagen und haben Instinkte, die ihnen bei Gefahren zur Vorsicht raten, aber ihre Überlebensstrategien sind viel schwächer ausgeprägt.
Wenn Hauskatzen verwildern: Anpassung an die Wildnis
Hauskatzen können, wenn sie die genannten Gefahren in der Wildnis überleben, verwildern und ihre Nachkommen wachsen dann in dieses Leben hinein. Sie haben daraufhin eine ähnliche Lebenserwartung wie Wildkatzen. Schön ist das allerdings nicht. Umgekehrt lassen sich Katzenbabys von Streunern leichter an ein Leben als Familienmitglied in einem menschlichen Zuhause gewöhnen als erwachsene Streuner, die bislang nur die freie Natur kannten. Unmöglich ist es nicht, verwilderte Hauskatzen im Erwachsenenalter an ein Leben in Geborgenheit und menschlicher Zuwendung zu gewöhnen, aber es ist schwierig, erfordert viel Geduld und Liebe.
Übrigens: Laut Bußgeldkatalog gilt das Aussetzen einer Hauskatze in Deutschland als Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu 25.000 Euro geahndet wird.
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