Teilweise wird auch von Zwergenwuchs gesprochen, der medizinisch korrektere Ausdruck ist allerdings Kleinwuchs. Berühmte kleinwüchsige Katzen sind zum Beispiel Lil Bub und Grumpy Cat. Es gibt verschiedene Formen und Ausprägungen des Kleinwuchses, die die betroffenen Tiere mehr oder weniger in ihrer Lebensqualität und Lebenserwartung einschränken.
Verschiedene Formen und Ursachen für Kleinwuchs bei Katzen
Im Wesentlichen gibt es zwei Formen von Kleinwuchs bei Katzen: Skelettdysplasie (Osteochondrodysplasie) und Hypophysärer Minderwuchs. Die Skelettdysplasie ist eine genetische Mutation, die dazu führt, dass sich Knochen- und Knorpelgewebe nicht richtig entwickeln. Es genügt ein Elternteil, das das entsprechende Gen in sich trägt, um es weiterzuvererben. Nicht immer lässt sich von außen erkennen, ob eine Katze die Veranlagung zum Kleinwuchs besitzt.
Bei der Skelettdysplasie entsteht ein sogenannter disproportionierter Kleinwuchs, das heißt, die Katze bleibt nicht insgesamt kleiner, sondern hat nur verkürzte Gliedmaßen. Die kurzen Beine wirken stämmig und sind oft krumm. Der Rumpf hingegen ist normal groß und der Kopf sogar ein wenig breiter als bei anderen Katzen. Allerdings kann es zu einem schmalen Kiefer oder einem Unterbiss kommen, ebenso zu verformten Zähnen. Die Wirbelsäule ist oft verkrümmt, da die Vorderbeine häufig noch kürzer sind als die Hinterbeine.
Der Hypophysäre Minderwuchs hat seine Ursache in einer verminderten Ausschüttung von Wachstumshormonen durch die Hypophyse. Dies wiederum kann unterschiedliche Gründe haben, etwa eine angeborene Fehlentwicklung der Hypophyse, Zysten, Tumore oder Infektionskrankheiten, die die Hypophyse beeinträchtigen. Betroffene Katzen wachsen insgesamt langsamer als ihre Altersgenossen, sowohl bezüglich der Körpergröße als auch in Bezug auf das Katzengebiss. Sie bleiben insgesamt klein, die Proportionen sind jedoch so wie bei normalgroßen Katzen. Außerdem behalten sie meist ihr Babyfell.
Haben Sie den Verdacht, dass ein Kätzchen an Hypophysärem Minderwuchs leidet, lassen Sie das unbedingt beim Tierarzt prüfen. Es kann auch eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion für den Kleinwuchs verantwortlich sein, die bei rechtzeitiger Diagnose so behandelt werden kann, dass die Katze sich doch noch normal entwickelt.
Gesundheitliche Folgen des Kleinwuchses
Ist der Kleinwuchs durch Skelettdysplasie nur schwach ausgeprägt, können die betroffenen Katzen ein normales Leben führen. Allerdings muss bei kleinwüchsigen Tieren ganz besonders auf die Ernährung geachtet werden, um Übergewicht zu vermeiden. Das ist auch für normal große Tiere ungesund, doch für kleinwüchsige Artgenossen ist es noch gefährlicher, da ihre kurzen Beine die überschüssigen Kilos nur mit Mühe tragen können. Das Risiko für Arthritis und Arthrose ist bei kleinwüchsigen Katzen erhöht. Außerdem kann es in schweren Fällen zu Lungenproblemen, Zahnproblemen, eingeschränkter Beweglichkeit und neurologischen Problemen kommen.
Der Hypophysäre Minderwuchs geht oft mit diversen Organstörungen und Hormonstörungen einher. Durch die verlangsamte Entwicklung des gesamten Körpers sind viele der physischen Funktionen eingeschränkt. Aus diesem Grund ist die Lebenserwartung betroffener Katzen meist viel kürzer als normalerweise. Trotzdem sollten Sie mit Ihrer kleinwüchsigen Katze regelmäßig zum Tierarzt gehen. Dies gilt auch bei einer Skelettdysplasie. Er kann dann die Behandlung individuell auf Ihr Haustier abstimmen und gegebenenfalls mit Medikamenten, Schmerzmitteln, Hormonpräparaten oder unter Umständen einer Operation das Leben Ihrer Katze verbessern und verlängern.
Kleinwüchsige Katzenrassen: Qualzucht?
Die bekannteste Katzenrasse, bei der der Kleinwuchs absichtlich herbeigezüchtet wurde, ist die Munchkin. Sie hat lediglich kurze Beine, ansonsten ist sie normal groß und hat auch einen normalen Schädelbau. Es gibt noch weitere Katzenrassen, die aus Kreuzungen mit der Munchkin entstanden sind. Allerdings ist die Zucht dieser Rasse sehr umstritten – Munchkin-Katzen können nicht wie ihre langbeinigen Artgenossen springen, rennen, jagen und klettern. Sie kennen es zwar nicht anders und lernen, ihr körperliches Defizit anders auszugleichen, aber trotzdem bleibt ihnen einiges an katzentypischem Verhalten dadurch verschlossen. Verboten ist die Zucht jedoch nicht. Experten empfehlen jedoch, von einer Zucht mit Katzen abzusehen, die die Veranlagung zu Kleinwuchs in sich tragen.
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