Meistens ist es ganz normal, wenn Hunde gern Papier und Taschentücher zerlegen. Es kann zum Beispiel Neugier oder Instinkt dahinterstecken. Aber trotzdem sollten Sie dieses Verhalten im Auge behalten. Es kann auch ein Zeichen für Langeweile oder Stress sein. Und wenn Ihr Hund das Papier auch frisst, kann es sogar gefährlich für ihn werden.
Papierschreddern als instinktives Hundeverhalten
Selbst im sanftmütigsten Schoßhund steckt noch ein Raubtier. Das bedeutet, dass jeder Hund instinktiv versucht, gefundene Beute "totzuschütteln". Das Papier oder die aus dem Mülleimer gefischten Taschentücher stellen für den Vierbeiner sozusagen seine Beute dar – und die schüttelt und zerbeißt er, bis sie "erlegt" ist.
Hinzu kommt, dass Hunde von Natur aus neugierig sind. Die Post, die von draußen kommt, benutzte Papiertaschentücher oder Ihre Tageszeitung riechen für Ihren Hund interessant. Bei Verpackungsresten aus dem Papierkorb sind außerdem womöglich noch Essensreste oder Essensdüfte am Papier hängengeblieben. Da können Hunde manchmal einfach nicht widerstehen und fischen den Abfall aus dem Mülleimer – und dann übernimmt das instinktive Beuteverhalten.
Trächtige Hündinnen oder Hündinnen mit Scheinschwangerschaft zerrupfen manchmal Papier oder Stoff, um für sich und ihre Welpen ein Nest zu bauen. Dies wird oft von grabenden und scharrenden Pfotenbewegungen auf der Couch oder anderen Plätzen begleitet.
Manchen Hunderassen wird nachgesagt, dass sie besonders anfällig für das Zerfetzen von Papier sind, darunter:
● Boxer
● Malteser
● Golden Retriever
● Cairn Terrier
Aber im Prinzip kann jeder Hund Spaß daran haben, Papier zu schreddern.
Wenn Hunde Papier aus Langeweile zerfetzen
Sobald Sie Ihren Hund nur ein paar Minuten aus den Augen lassen, ist kein Stück Papier mehr vor ihm sicher? Möglich ist, dass er sich langweilt und sich mit dem Papierschreddern die Zeit vertreibt. Da er damit auch sein instinktives Raubtierverhalten bedient, hat das Zerkleinern von Taschentüchern, Zeitungen und Co. für ihn auch einen belohnenden Effekt.
Aufmerksamkeit als Motivation für den vierbeinigen "Reißwolf"
Vielleicht haben Sie das unerwünschte Verhalten zusätzlich aus Versehen verstärkt. Hunde lieben in der Regel Aufmerksamkeit und dabei unterscheiden sie nicht zwischen Lob und Tadel. Wenn Sie Ihren Hund also ausschimpfen, wenn er Papier zerfetzt, belohnen Sie ihn mit Aufmerksamkeit – und dann sieht Ihr Hund keinerlei Anlass dafür, mit dem Papierschreddern aufzuhören.
Stress als möglicher Grund für die Papierschlacht
Das Papierschreddern hat für Hunde nicht nur einen belohnenden, sondern auch einen beruhigenden Effekt. Manche Hunde versuchen, sich an herumliegendem Papier abzureagieren, wenn sie sich ängstlich oder gestresst fühlen.
Gab es in Ihrem Haushalt in letzter Zeit eine Veränderung? Das können auch Kleinigkeiten sein, etwa ein neues Waschmittel, das anders riecht als das gewohnte Produkt. Oder Sie sind selbst gestresst und verunsichern Ihren Vierbeiner damit unbewusst.
Das Zerkleinern von Papier ist für Hunde in diesem Fall eine sogenannte Übersprungshandlung. Dabei handelt es sich um ein scheinbar aus dem Zusammenhang fallendes Verhalten, das Tiere und Menschen zeigen, wenn sie einen inneren Konflikt verspüren, den sie in der Situation nicht lösen können. Menschen kauen dann zum Beispiel an ihren Nägeln oder putzen ihre Brille, obwohl diese nicht dreckig ist. Hunde zerrupfen dann gern Papier.
Hund frisst Papier – ist das gefährlich?
Es ist zwar nicht zwangsläufig gefährlich, wenn Ihr Hund Papier zerfetzt. Aber wenn er das Papier auch frisst, kann er davon Verdauungsprobleme bekommen. Mit Glück scheidet Ihr Hund das gefressene Papier einfach wieder aus oder erbricht es.
Es kann aber auch passieren, dass das Papier den Darm verstopft und im Ernstfall sogar einen Darmverschluss verursacht. Dieser muss dann schnellstmöglich operativ behoben werden, da sonst Lebensgefahr besteht.
Ebenfalls ist Vorsicht geboten, wenn sich an dem Papier möglicherweise giftige Stoffe befunden haben – zum Beispiel bei Reinigungs- oder Desinfektionstüchern. Als Notfallmaßnahme können Sie Ihrem Hund Kohletabletten geben. Danach sollten Sie sofort mit Ihm zum Tierarzt oder in die Tierklinik fahren und am besten die Verpackung der Feuchttücher mitnehmen – so weiß der Arzt, mit welchem Giftstoff er es zu tun hat.
Wie Sie Ihrem Hund das Papierzerfetzen abgewöhnen können
Am besten sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund nicht mehr so leicht an Papier herankommt. Nutzen Sie zum Beispiel nur noch Papierkörbe mit Deckel und bewahren Sie Taschentücher und Küchenrollen außerhalb seiner Reichweite auf.
Lassen Sie außerdem Ihre Zeitung oder Zeitschriften nicht auf dem Couchtisch herumliegen, sondern legen Sie sie ebenfalls dort ab, wo Ihr Hund nicht herankommt. Die Badezimmertür sollten Sie außerdem stets geschlossen halten, damit sich Ihr Vierbeiner nicht an der Klopapierrolle vergreift.
Gleichzeitig sollten Sie Ihrem Hund aber auch Alternativen bieten, damit er trotz allem seinen Instinkten folgen kann. Ansonsten kann es passieren, dass Ihr Hund zwar kein Papier mehr zerreißt, dafür aber Ihre Schuhe oder Ihr Mobiliar zerlegt.
Ein Kong, den Sie mit Leckereien füllen, beschäftigt beispielsweise Ihren Hund und bereitet ihm Freude. Auch ein Kauknochen, ein Stück getrocknete Rinderhaut oder Spielzeug aus Hartgummi erfüllen diesen Zweck.
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