Für Menschen wie für Tiere ist es wichtig, Rücksicht auf andere zu nehmen und nicht jedem Impuls zu folgen, der gerade spontan aufflammt. Ansonsten wird ein Zusammenleben in einer sozialen Gruppe auf Dauer schwierig bis unmöglich, weil der Mensch oder das Tier, das nicht gelernt hat, sich an gesellschaftliche Regeln zu halten und nur seinen Kopf durchsetzen will, unangenehm auffällt und stört. Überdies erschwert es die Konzentrationsfähigkeit und Lernbereitschaft, wenn die Impulskontrolle fehlt und die Frustrationstoleranz niedrig ist.
Was sind Frustrationstoleranz und Impulskontrolle?
Impulskontrolle und Frustrationstoleranz beschreiben in der Psychologie den Umgang mit inneren Impulsen oder Außenreizen sowie mit Enttäuschungen. Ein Mensch oder Hund mit geringer Frustrationstoleranz erträgt es nicht, wenn seine Wünsche, Triebe und unmittelbaren Bedürfnisse nicht sofort befriedigt werden. Wer eine hohe Frustrationstoleranz besitzt, beherrscht jedoch den sogenannten Belohnungsaufschub; das heißt, man ist fähig, vorübergehende Unannehmlichkeiten wie Wartezeiten oder Anstrengungen in Kauf zu nehmen, wenn man sich davon eine spätere Belohnung erhofft. Hunde sind dann zum Beispiel bereit, ein Spiel mit Artgenossen zu unterbrechen und zu ihrem Halter zu laufen, wenn sie wissen, dass sie später weiterspielen oder etwas anderes Schönes machen dürfen.
Die Impulskontrolle spielt eine wichtige Rolle beim Belohnungsaufschub und somit bei der Frustrationstoleranz. Hier geht es im Prinzip um Selbstbeherrschung, innere Ruhe und Geduld. Wer seine Impulse kontrollieren kann, denkt nach, bevor er handelt, wägt die Konsequenzen seines Verhaltens vorher ab und trifft auf Basis dieser Überlegungen eine bewusste Entscheidung. Nun ist bei den Wenigsten die Selbstbeherrschung so makellos ausgeprägt, doch es gibt Menschen und Tiere, die ihre Impulse überhaupt nicht kontrollieren können. Obwohl sie es aufgrund negativer Erfahrungen in der Vergangenheit eigentlich besser wissen müssten, folgen sie ihren unmittelbaren Affekten, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.
Wie sich mangelnde Impulskontrolle und Frustrationstoleranz äußert
Sind Frustrationstoleranz und Impulskontrolle beim Hund nur schwach ausgeprägt, fällt ihm das Lernen schwer und er kann sich nicht gut anpassen, weder an seine Lieblingsmenschen noch an seine Artgenossen. Solche Tiere wirken nach außen hin unbeherrscht bis aggressiv, sprunghaft, unkonzentriert, ungeduldig, hibbelig und hyperaktiv – vor allem, wenn sie Frust erleben, weil etwas nicht nach ihren Vorstellungen, Erwartungen und ihrem Willen abläuft. Beispiele für impulsives Verhalten und fehlende Frustrationstoleranz sind:
- ● Leinenaggression, in die Leine beißen oder daran ziehen
- ● Anspringen von Menschen
- ● Ständiges Bellen
- ● Fiepen oder Bellen, wenn etwas nicht nach ihrem Willen geht
- ● Unbeherrschtes Jagdverhalten
- ● Ständige Erregung, Nervosität und Schreckhaftigkeit
- ● Hund lässt sich ständig ablenken
- ● "Klammern" an den Halter, ständiges Verfolgen und nicht alleine bleiben können
- ● Futter verschlingen
- ● "Eifersucht" bei fehlender Beachtung oder Ablenkung des Halters
Warum Ihrem ungeduldigen Hund die Selbstbeherrschung fehlt
Die Fähigkeiten, Frust zu ertragen, Belohnungen aufzuschieben und Impulse zu kontrollieren, werden bereits im Welpenalter und als Junghund erlernt – wenn alles ideal abläuft. Es gibt Hunde, denen es schwerer fällt, diese wichtigen Eigenschaften zu lernen und andere, denen dies leichter fällt. So haben Jagdhunde rassebedingt größere Schwierigkeiten, ihre Jagdimpulse im Zaum zu halten; Hunderassen mit ausgeprägtem "will to please" wie der Labrador Retriever fühlen sich schneller frustriert, wenn ihr Lieblingsmensch ihnen mal nicht die volle Aufmerksamkeit schenkt. Darüber hinaus ist jeder Hund ein individueller Charakter mit eigener Persönlichkeit.
Trotzdem sind es fast immer Fehler bei der Hundeerziehung, die dazu führen, dass der Vierbeiner sich selbst nicht beherrschen und mit Frustration umgehen kann. Vielleicht wurde ihm als Welpe oder Junghund nicht konsequent beigebracht, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. Oder Ihr Haustier wurde zu sehr verwöhnt und ist es gewohnt, dass sich alle seinem Willen unterzuordnen haben. Auch eine Überbeschäftigung des Hundes kann dazu führen; denn wenn er rund um die Uhr bespaßt und unterhalten wird, verlernt er, Ruhephasen, in denen nichts passiert, auszuhalten.
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