Wer so viele Möhren mümmelt, muss doch gestochen scharf sehen, oder nicht? Nicht ganz. Die Augen und das Sehvermögen der Kaninchen sind – ebenso wie der Rest ihrer Sinne – für ihr Überleben als Beutetiere in freier Wildbahn optimiert. Schärfe ist dabei nicht so wichtig wie ein Rundumblick. Wie Kaninchen ihre Umgebung sehen, unterscheidet sich deshalb sehr stark von unserer menschlichen Wahrnehmung.
Rundum-Wahrnehmung: Kaninchen haben einen 360-Grad-Blick
Menschliche Augen sitzen mittig-vorn am Kopf, weshalb wir seitlich nur eine eingeschränkte Wahrnehmung haben und nach hinten quasi blind sind. Bei Kaninchen aber sitzen die Augen weit auseinander an den Seiten des Kopfes. Dadurch vergrößert sich der Blickwinkel enorm, denn jedes Auge kann in einem etwa 170-Grad-Winkel sehen.
Der Blickwinkel ist nicht bei allen Kaninchen gleich. Wildkaninchen haben relativ kurzes Fell und sehr weit hervortretende Augen. Daher haben sie den weitesten Blickwinkel. Haus- und Rassekaninchen sind aber häufig so gezüchtet, dass ihr Gesicht enger ist und die Augen weniger hervortreten. Außerdem können lange Haare oder Schlappohren das Sichtfeld zusätzlich einschränken.
Toter Winkel genau vor dem Gesicht
Trotz ihres Rundumblicks haben auch Kaninchen einen kleinen Bereich, den sie nicht sehen können: genau vor ihrem Gesicht, in einem 10 Grad weiten Winkel. Alles, was sich dort befindet, nehmen sie stattdessen über Geruch und Tastsinn wahr. Deshalb bleibt so manches Leckerchen unbeachtet, das ihr eurem Liebling genau vor die Nase legt.
Räumliche Sicht: Kaninchen sehen kaum in 3D
Um räumliche Tiefe wahrnehmen zu können, muss der betrachtete Bereich von beiden Augen abgedeckt sein. Bei Kaninchen überschneiden sich die Sichtfelder der beiden Augen aber nur in einem Bereich von etwa 30 Grad – also nur einem Bruchteil ihres gesamten Sehens.
Deswegen haben Kaninchen Probleme, Entfernungen und Geschwindigkeiten abzuschätzen. Was sie nicht mit den Augen leisten können, gleichen sie mit der sogenannten Parallaxe aus: Während sie sich bewegen, wackeln sie mit dem Kopf. Je weiter ein Objekt weg ist, desto weniger bewegt es sich optisch während des Wackelns.
Sind Kaninchen farbenblind? Ein bisschen!
Kaninchen haben – wie Menschen auch – sogenannte Zapfen und Stäbchen im Auge. Die Zapfen ermöglichen die Farbwahrnehmung. Das menschliche Auge hat dabei Rezeptoren für Rot, Grün und Blau. Kaninchen allerdings fehlen die Zapfen für die Wahrnehmung von Rottönen, sodass sie die Welt nur in Grün- und Blautönen sehen.
Ausgezeichnete Dämmersicht
Farben sind nicht so wichtig, aber in der Dämmerung müssen die Hoppler gut sehen können, da das ihre Hauptaktivitätszeit ist. Deshalb haben sie viel mehr Stäbchen als Zapfen. Die Stäbchen sind für die Verarbeitung der Helligkeit zuständig.
Bei vollständiger Dunkelheit allerdings sehen sie genauso wenig wie Menschen, da sie keine speziellen Nachtsichtmechanismen im Auge haben. Auch bei grellem Sonnenschein sehen Kaninchen nicht besonders gut. Der Grund dafür ist ihre Pupille: Sie ist nur wenig beweglich und immer weit geöffnet. Dadurch werden die Langohren schnell geblendet. Albinotiere sind aufgrund der fehlenden Pigmentierung im Auge noch lichtempfindlicher als ihre Artgenossen.
Kaninchen sind weitsichtig
Für Kaninchen ist es wichtig, Feinde früh zu erspähen. Daher ist Fernsicht wichtiger als das, was in ihrem direkten Umfeld passiert. Das zeigt sich auch am Sehsinn von Kaninchen: Sie haben eine leichte Hornhautkrümmung, die sie weitsichtig macht. Sehr nahe Objekte sehen sie nur verschwommen. Ihre Menschen erkennen die Mümmler daher auch weniger am Gesicht, sondern vielmehr an Geruch, Stimme und der Art, wie sie sich bewegen.
Diese tierischen Themen könnten euch auch interessieren:
Kaninchen artgerecht halten: So fühlen sich die Tiere wohl