Auf Menschen mag es niedlich und harmonisch wirken, wenn ihr Kaninchen und ihr Meerschweinchen sich aneinander kuscheln. Tatsächlich aber tun die Tiere dies nur aus der Not heraus, wenn sie keinen Artgenossen zum Schmusen haben und sich unerwünschten Zuneigungsbekundungen nicht entziehen können.
Meerschweinchen und Kaninchen verstehen sich nicht
Während Meerschweinchen zur Familie der Nagetiere gehören und mit Stachelschweinen verwandt sind, gehören Kaninchen zur Familie der Hasenartigen. Es handelt sich also um zwei grundverschiedene Arten, auch, wenn es in Sachen Ernährung und Haltung ein paar Gemeinsamkeiten gibt. In ihrer Kommunikation und ihrem Bedürfnis nach Nähe könnten die Kleintiere jedoch kaum unterschiedlicher sein. Die kleinen Meerlis verständigen sich viel über Laute, die Hoppelpfoten hingegen vor allem über Körpersprache. Das wird auch in den Zuneigungsbekundungen deutlich. Die Schweinchen "plaudern" regelrecht miteinander, quieken, gurren, brummen, fiepen und zirpen, was das Zeug hält. Sie kuscheln nur, wenn sie frieren oder Angst haben. Fühlen sie sich wohl, wuseln sie fröhlich durcheinander oder ruhen in Sichtweite, aber ohne nahen Körperkontakt, in ihren Unterschlüpfen. Einen kleinen Einblick bietet das folgende Video:
Kaninchen hingegen sind weitgehend stumm, fauchen oder knurren nur im absoluten Ausnahmefall, wenn sie sich bedroht fühlen. Dafür sind die Langohren richtige Kuschelkugeln und brauchen die körperliche Nähe, gegenseitige Fellpflege und Schmusestunden mit ihren Artgenossen. Sie liegen gern eng aneinandergeschmiegt und putzen sich gegenseitig, wie in dem nächsten Video zu sehen ist:
Bilden Meerschweinchen und Kaninchen eine Wohngemeinschaft, "reden" sie die ganze Zeit aneinander vorbei. So legen die Mümmelschnuten zum Beispiel ihr Köpfchen unter das Schweinchenkinn, weil sie gern geputzt und geherzt werden möchten. Meerlis heben ihren Kopf jedoch an, als eine Art Drohgebärde, wenn sie ihre Ruhe haben möchten. Klappern die Meerschweinchen zur Warnung mit den Zähnen, kommt es zum nächsten Missverständnis. Anstatt, dass die Häschen die Ablehnung verstehen, denken sie, ihre Meerschweinkollegen wäre zufrieden, da sie selbst mit den Zähnen mahlen, wenn sie sich wohlfühlen.
Meerschweinchen haben Angst vor Kaninchen
Hinzu kommt, dass Meerschweinchen Angst vor Kaninchen haben, da die Langohren ihnen körperlich überlegen sind. So kommt es, dass die Nager sich schicksalsergeben von ihrem Mitbewohner wider Willen putzen und beschmusen lassen, weil sie merken, dass sie schwächer sind und sich ohnehin nicht dagegen wehren können. Das leise Gurren, das sie dann von sich geben, dient der Beruhigung und ist kein Zeichen für Wohlbefinden. Das Kaninchen wiederum ist unglücklich, weil das Meerschweinchen ihm gegenüber so distanziert ist. Die Angst vom Meerschwein ist nicht ganz unbegründet, denn das Kaninchen kann sie bei seinen Spielversuchen und Zuneigungsbekundungen auch versehentlich verletzen.
So kann man die Kleintiere trotzdem zusammen halten
Theoretisch können Sie trotzdem beide Tierarten zusammen halten, brauchen dann jedoch ein extragroßes Gehege. Darin muss ein Bereich abgetrennt sein, der nur über kleine Öffnungen zugänglich ist, durch die die Meerschweinchen, aber nicht die Kaninchen passen. So können sich die kleinen Quieker zurückziehen, wenn die Kuschelattacken der Häschen ihnen zu aufdringlich werden. Damit auch die Kaninchen glücklich sind und ihre eigenen Plätze haben, sind im Gegensatz erhöhte Plattformen und Podeste sinnvoll, die zu hoch für die Meerlis sind. Dort können die Kaninchen hinaufspringen und die Umgebung beobachten. Außerdem brauchen beide Tiere unbedingt Artgenossen, sonst vereinsamen sie. Allerdings stellt sich die Frage, ob Sie die Tiere wirklich unbedingt in einem Gehege zusammen halten müssen, oder ob es nicht auch zwei von vorneherein getrennte Gehege tun.
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