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Stabschrecken als Haustiere: Haltung und Pflege eines einzigartigen Insekts

Stabschrecken sind wahre Meister der Mimese, also der Fähigkeit zur perfekten Tarnung. Sie ahmen Blätter, Äste oder Rinde so täuschend echt nach, dass sie für potenzielle Feinde nahezu unsichtbar sind. In diesem Ratgeber stellen wir euch diese besonderen Haustiere näher vor. Erfahrt außerdem alles Wissenswerte zur Einrichtung eines Stabschrecken-Terrariums und der Ernährungsweise der Insekten.
Eine Stabschrecke klettert auf den Blättern einer Pflanze.
Stabschrecken klettern für ihr Leben gern. ©Unsplash/MarkKuiper 2024

Für wen ist die Stabschrecken-Haltung geeignet?

Stabschrecken sind für alle Tierfreunde geeignet, die sich für die faszinierende Welt der Insekten begeistern können. Die Tiere sind ebenso pflegeleicht wie kostengünstig. Da die Beobachtung ihrer Tarnung und Fortpflanzung zudem sehr lehrreich ist, eignen sich Stabschrecken auch ausgezeichnet als Pflege- und Studienprojekt für Schulklassen.

Die Annam-Stabschrecke: beliebt und genügsam

Mit etwa 2.500 Arten gibt es eine große Vielfalt an Stabschrecken, jede mit ihren eigenen faszinierenden Eigenschaften. Besonders beliebt in der Haltung ist die Annam-Stabschrecke (Medauroidea extradentata). Ihren Namen verdankt sie ihrer Herkunft: Sie stammt ursprünglich aus den Tropenwäldern der Region Annam in Vietnam.

Steckbrief der Annam-Stabschrecke:

  • Gattung: Gespensterschrecke (Phasmatodea)
  • Zugehörig: Ordnung der pflanzenfressenden Insekten
  • Körper: stabförmig und schlank
  • Größe:
    • Weibchen: bis zu 10 Zentimeter
    • Männchen: bis zu 7,5 Zentimeter
  • Lebensweise: nachtaktiv
  • Lebensdauer: 1 bis 1,5 Jahre

Gut zu wissen: Die Stabschrecke wird im Volksmund oftmals auch Stabheuschrecke genannt. Dieser Begriff ist aber falsch. Heuschrecken bewegen sich eher springend fort, während Stabschrecken laufen und klettern. Apropos „Heu“: Stabschrecken sind zwar Pflanzenfresser, Heu ist dennoch kein geeignetes Futter für sie. Was Stabschrecken stattdessen gerne fressen, erfahrt ihr im Abschnitt „Ernährung von Stabschrecken“.

Weibchen oder Männchen – so erkennt ihr bei Stabschrecken das Geschlecht

Zunächst: Es gibt wesentlich mehr weibliche als männliche Annam-Stabschrecken. Neben der Größe gibt es noch ein weiteres Merkmal zur Unterscheidung der Geschlechter: Nur weibliche Stabschrecken haben an ihren Köpfen Höckerchen, die an kleine Stachel erinnern.

Artgerechte Haltung von Stabschrecken im Terrarium

Die richtige Haltung von Stabschrecken ist entscheidend für ihr Wohlbefinden. Das beginnt schon mit der Anzahl. Stabschrecken sind keine Einzelgänger – ihr solltet daher mindestens zwei oder drei Individuen gemeinsam halten.

Eine grüne Stabschrecke sitzt auf einem Blatt.
Stabschrecken sind Meister der Tarnung. (© 2024 Pixabay/sandid)

Ein Terrarium mit den Maßen 30 x 40 x 30 Zentimeter ist gut geeignet, um zwei Stabschrecken ausreichend Platz zu bieten. Möchtet ihr noch mehr Stabschrecken halten, sollte das Terrarium im entsprechenden Verhältnis größer ausfallen. So vermeidet ihr Aggressionen unter euren Haustieren und stellt sicher, dass sie ausreichend Platz für Bewegung haben.

Achtet zudem darauf, dass das Terrarium gut belüftet aber geschlossen ist, so wie beispielsweise das Modell Exo Terra Terrarienkombination. Dies ist in verschiedenen Größen erhältlich und verfügt über tiefe Bodenflächen, Glastüren mit Magnetverschluss sowie eine abnehmbare Netzgitterabdeckung aus feinmaschigem Metallgewebe zur optimalen Ventilation.

Stabschrecken-Terrarium einrichten

Damit eure Stabschrecken sich in ihrem Zuhause wohlfühlen, verteilt ihr auf dem Boden eine Schicht Kokoshumus oder spezielle Terrarienerde. Verwendet auf keinen Fall Blumenerde, da sie für Stabschrecken schädliche Salze enthält. Legt außerdem einige Zweige, Wurzeln und Äste ins Terrarium, die eure Tiere zum Klettern einladen. Damit eure Stabschrecken sich nicht verletzen, solltet ihr auf einen sicheren Halt der Terrarien-Einrichtung achten.

Eure Stabschrecken fühlen sich bei einer Temperatur zwischen 20 Grad und 25 Grad sowie einer hohen Luftfeuchtigkeit von etwa 60 bis 70 Prozent pudelwohl. Unter diesen Voraussetzungen können sie optimal wachsen und sich häuten. Um Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Blick zu behalten, empfiehlt sich ein Kombimessgerät wie das Hobby Terra Check.

Tipp: Damit die Luftfeuchtigkeit konstant hoch bleibt, solltet ihr eure Pflanzen wie Efeu, Rosengewächse oder auch ein Bananenbäumchen sowie das Bodensubstrat und die Stabschrecken einmal täglich mit etwas feinem Nebel aus einer Wassersprühflasche verwöhnen.

Ernährung von Stabschrecken

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle in der Haltung von Stabschrecken. Die Insekten bevorzugen Blätter von

  • Brombeeren
  • Himbeeren
  • Efeu
  • Basilikum
  • Wildrosen

Auch wenn es gut gemeint ist, sollten Stabschrecken besser kein konventionelles Gemüse aus dem Supermarkt wie Salat, Möhren oder Gurken fressen. Die darin enthaltenen Pestizide und Düngemittel bekommen den empfindlichen Insekten nicht, sie könnten im schlimmsten Fall daran sterben.

Fortpflanzung von Stabschrecken

Die Fortpflanzung von Annam-Stabschrecken ist ebenso faszinierend wie ihre äußere Erscheinung. Annam-Stabschrecken können sich sowohl eingeschlechtlich (Parthenogenese) als auch zweigeschlechtlich fortpflanzen. Dabei legen die Weibchen bis zu drei Eier pro Tag. Nach drei bis sechs Monaten schlüpfen daraus Larven. Diese durchlaufen in weiteren drei bis acht Monaten vier bis fünf Häutungen, bevor sie sich zu erwachsenen Stabschrecken entwickeln.

Reinigung des Terrariums

Entfernt täglich die abgesonderten Exkremente eurer Stabschrecken. Möchtet ihr einer starken Fortpflanzung Einhalt gebieten, entnehmt auch abgelegte Eier. Bevor ihr diese über den Hausmüll entsorgt, solltet ihr die Eier über Nacht ins Gefrierfach legen. So stellt ihr sicher, dass die Eier nicht ungewollt weiter reifen.

Falls ihr weitere Stabschrecken willkommen heißen wollt, achtet darauf, die Eier nicht zu beschädigen. Von Zeit zu Zeit müsst ihr im Terrarium das Substrat erneuern. Dann entnehmt ihr die Eier vorsichtig, sodass ihr sie hinterher intakt auf dem neuen Substrat wieder ablegen könnt.

Vorsicht ist auch bei der Entnahme der Stabschrecken geboten. Greift die Tiere nicht an ihren Beinen, da diese sehr empfindlich sind und ihr die Stabschrecke verletzen könntet. Entweder ihr nehmt die Stabschrecken sehr vorsichtig und ohne Druck an ihrem Körper und setzt sie für den Zeitraum der Reinigung in ein alternatives Gefäß. Das kann zum Beispiel eine Transportbox wie die Terra Exotica Fauna Box sein. Oder ihr manövriert die Insekten auf eine feste Pappe oder in einen Karton, um sie unbeschadet umzusetzen.

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