Im Englischen spricht man vom "Littermate Syndrome", wenn zwei Hundewelpen aus demselben Wurf gleichzeitig in dieselbe Menschenfamilie kommen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Verhaltensauffälligkeiten, die bei Wurfgeschwistern gehäuft auftreten, wenn diese immer zusammenbleiben. Die Bindung der Hundegeschwister ist dadurch so eng, dass die beiden sich selbst genug sind, gleichzeitig aber auch nicht oder kaum ohne einander auskommen.
Hundewelpen-Geschwister: Kaum Bindung zum Menschen
Anders als bei Katzen, Kaninchen oder Meerschweinchen ist es für Hunde wichtig, dass sie eine enge Bindung zu ihren Menschen eingehen. Zwar organisieren sich Hunde wie Katzen und viele Kleintiere in Gruppen respektive Rudeln, aber sie unterscheiden sich stärker von ihrem wilden Vorfahr, dem Wolf, als sich Hauskatzen von der Falbkatze oder Kaninchen vom Wildkaninchen unterscheiden. Die Geschichte der Domestizierung des Wolfs reicht weiter zurück als bei den anderen Haustieren und die verschiedenen Hunderassen wurden gezielt darauf gezüchtet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit ihnen zu leben und auf sie zu hören. Aus diesem Grund wird bei Hundewelpen ein früheres Abgabealter als bei Katzenbabys empfohlen. Welpen kann man bereits mit acht Wochen von der Mutter und den Geschwistern trennen, sodass sie ihre Sozialisierungsphase beim Menschen beenden. Kitten sollten idealerweise noch bis zwölf Wochen bei ihrer Katzenfamilie bleiben, um ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln.
Leben zwei Wurfgeschwister dauerhaft zusammen, sind die Hundewelpen und späteren erwachsenen Tiere sozusagen unzertrennlich und haben oft kein Bedürfnis danach, mit ihren Haltern eine enge Mensch-Hund-Freundschaft einzugehen. Infolgedessen hören sie nicht auf die Kommandos ihres Halters, lernen nicht, auf ihn zu achten und konzentrieren sich zu stark auf ihren Bruder oder ihre Schwester. Dadurch können sie zum Beispiel Angst vor fremden Menschen und Hunden entwickeln, sich vor ungewohnten Geräuschen, Gerüchen und anderen unbekannten Reizen fürchten. Zudem kann es zu Trennungsangst kommen, jedoch nicht auf den Menschen bezogen, sondern auf den Hundepartner. Dies sind dann verschiedene Anzeichen des "Littermate Syndrome".
Zwei Wurfgeschwister bedeuten doppelte Arbeit
Sie können dem "Littermate Syndrome" bei zwei Hundewelpen entgegenwirken, indem Sie die Wurfgeschwister getrennt erziehen. Damit sind allerdings die vermeintlichen Vorteile, zwei Hundegeschwister aus demselben Wurf gleichzeitig zu adoptieren, hinfällig. Der Gedanke dahinter ist schließlich, dass die Welpen gleich einen Spielkameraden haben, den sie nicht erst kennen lernen müssen, mit dem sie sich auf Anhieb verstehen. Das ist jedoch genau das Problem, denn warum sollten Ihre Hunde auf Sie hören und mit Ihnen spielen und von Ihnen lernen, wenn es für sie viel einfacher und bequemer ist, mit ihrem Hundepartner zu spielen und zu kommunizieren.
Daher dürfen Sie Ihre zwei Hundewelpen nicht zu viel unter sich bleiben lassen und müssen sich einzeln um die beiden kümmern, damit sie eine Bindung zu Ihnen aufbauen. Die Grundkommandos müssen Sie ihnen getrennt voneinander beibringen, ebenso sämtliche Regeln und Verbote. Im Straßenverkehr, auf der Hundewiese, bei Besuch und in Gefahrensituationen ist es unverzichtbar, dass Ihre Hunde auf Sie hören. Das zu erreichen, ist schon bei einem Einzelhund nicht einfach und erfordert Konsequenz, Geduld und Durchhaltevermögen. Haben Sie zwei Wurfgeschwister daheim, verdoppelt sich die Arbeit.
Fazit: Zweithund lieber erst später anschaffen?
Das bedeutet aber nicht, dass grundsätzlich davon abzuraten ist, zwei Hunde zu halten. Bestimmte Hunderassen sind so gezüchtet worden, dass sie sich mit Artgenossen wohler fühlen und glücklicher sind, etwa Beagle, die ursprünglich zum Jagen in der Meute gedacht waren. Es ist allerdings für Sie und für Ihren Hund einfacher, wenn Sie erst einen Zweithund ins Haus holen, wenn Ihr Vierbeiner die wichtigsten Kommandos beherrscht und eine vertrauensvolle Bindung zu Ihnen aufgebaut hat. Was Sie bei der Auswahl des neuen Vierbeiners beachten müssen, erfahren Sie im Ratgeber "Zweithund gesucht: Welcher passt am besten?"
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