Hundeerziehung

Bindung zwischen Mensch und Hund erkennen

Die Bindung zwischen Mensch und Hund sorgt für eine vertrauensvolle soziale Beziehung, also eine Art Freundschaft zwischen Tier und Halter. Sie ist nicht bei allen Hunden leicht zu erkennen, denn nicht alle Vierbeiner sind von ihren rassetypischen Veranlagungen her menschenbezogen.
Eine starke Bindung zwischen Mensch und Hund ist durch Vertrauen und das Gefühl von Sicherheit geprägt – Shutterstock / DuxX
Eine starke Bindung zwischen Mensch und Hund ist durch Vertrauen und das Gefühl von Sicherheit geprägt – Shutterstock / DuxX

Durch evolutionäre Anpassung, Zucht und Sozialisation hat sich über die Jahre eine Art Partnerschaft zwischen Mensch und Hund entwickelt. Eine gute Bindung zum menschlichen Partner ist für die Vierbeiner von Vorteil und auch wir Menschen profitieren davon, wenn wir uns auf die tierische Freundschaft einlassen – ein deutliches Beispiel dafür sind Therapiehunde. Doch woran lässt sich erkennen, dass Ihr Hund Ihnen vertraut und sich bei Ihnen sicher fühlt?

Bindung zwischen Mensch und Hund: Was ist das?

Die Bindungstheorie ist eine psychologische These, die unter anderem vom britischen Kinderpsychiater John Bowlby entwickelt wurde, um die frühe Mutter-Kind-Beziehung zu analysieren. Er und seine Kollegen nahmen an, dass die Art der Beziehung sowie das Verhalten der Mutter ihrem Kind gegenüber und umgekehrt, großen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Kindes haben. So können etwa Verhaltensauffälligkeiten auf eine gestörte Mutter-Kind-Bindung zurückzuführen sein. Laut Bowlby können Kinder mit einer sicheren Bindung zu ihrer Bezugsperson Nähe und Distanz zu dieser angemessen regulieren; das heißt, sie freuen sich, wenn ihre Bezugsperson anwesend ist, verhalten sich aber trotzdem normal und ruhig, wenn diese den Raum verlässt.

Daneben gibt es noch drei verschiedene Bindungstypen, bei der das Verhältnis zur Bezugsperson gestört ist:
Unsicher vermeidende Bindung: Die Kinder/Hunde spielen oft für sich allein und scheinen sich nicht dafür zu interessieren, ob ihre Bezugsperson anwesend ist oder nicht. Sie vermeiden Kontakt und wirken unabhängig, auch wenn sie innerlich unter Stress leiden.
Unsicher ambivalente Bindung: Die Kinder/Hunde zeigen eine extreme Trennungsangst, sie sind zutiefst verunsichert, reagieren ängstlich bis hin zu panisch, wenn ihre Bezugsperson den Raum verlässt. Ist sie anwesend, klammern sich die Kinder/Hunde entweder an sie oder verhalten sich abweisend bis aggressiv.
Desorganisierte Bindung: Die Kinder/Hunde wirken verwirrt und zeigen eigenartige Verhaltensweisen, etwa stereotype Bewegungen (Im-Kreis-Drehen beziehungsweise den eigenen Schwanz jagen) oder Erstarren.

Es können auch Mischtypen aus den gestörten Bindungstypen in Erscheinung treten. Die Hundeforscher und Buchautoren Heinz Weidt und Dina Berlowitz waren die Ersten, die die Bindungstheorie auf die Mensch-Hund-Beziehung übertrugen. Eine sichere Bindung ist ihnen zufolge eine Gefühlslage, die von Sicherheit und Geborgenheit gekennzeichnet ist. Sie ist Teil eines lebensnotwendigen Systems.

Bindung zum Menschen äußert sich auf unterschiedliche Weise

Bei manchen Hunderassen, die dafür gezüchtet wurden, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten oder ihm Gesellschaft zu leisten, scheint eine sichere Bindung leicht zu erkennen zu sein. Sie zeigen eine deutliche Orientierung an ihrer Bezugsperson, rückversichern sich stets über ihre Anwesenheit und ihr Einverständnis, bevor sie etwas tun und kommen gern zum Kuscheln aufs Sofa. Wenn der Mensch von der Arbeit nach Hause kommt, freuen sie sich riesig, leiden jedoch auch nicht unter Trennungsangst bei seiner Abwesenheit. Hütehunde wie der Australian Shepherd, Gesellschaftshunde wie der Malteser oder manche Jagdhunde wie der Labrador oder Golden Retriever zeigen typischerweise so offen ihre Zuneigung zum Lieblingsmenschen.

Nun gibt es jedoch auch Hunderassen, die auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zum Menschen gezüchtet wurden. Dazu gehören Herdenschutzhunde wie der Kaukasische Owtscharka, manche Jagdhunde wie der Dackel oder Foxterrier sowie Wachhunde wie der Dobermann oder Rottweiler. Auch sie können eine sichere Bindung zu ihrem Halter entwickeln, sie zeigen sie nur nicht unbedingt so deutlich und überschwänglich wie die Hunderassen, deren Hauptaufgabe die ist, ihrem Menschen Gesellschaft zu leisten, oder denen ein ausgeprägter "will to please" (Wille zu gefallen) angezüchtet ist. Ihre Zeichen, dass sie ihrer Bezugsperson vertrauen und sich bei ihnen sicher fühlen, sind weitaus subtiler. Teilweise wirken sie stur und eigenwillig, doch auch sie entwickeln bei artgerechter Haltung eine sichere Bindung zu ihrem Menschen. Sie lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass der Hund sich entspannt verhält, wenn er in der Nähe seines Halters liegt. In Konflikten und Stresssituationen wird sich auch ein weniger anhänglicher Vierbeiner an seinem menschlichen Partner orientieren, wenn das Vertrauen stimmt.

Wichtig: Jeder Hund ist auch immer ein Individuum mit eigenem Charakter, es kann also durchaus vorkommen, dass ein Vertreter einer auf Kooperationsbereitschaft und Menschenbezug gezüchteten Hunderasse eher zurückhaltend und eigenwillig ist, und ein auf Eigenständigkeit gezüchteter Vierbeiner gerne zum Kuscheln aufs Sofa kommt.

Sichere Bindung zum Hund herstellen

Machen Sie sich also nicht verrückt, wenn Ihr Hund nicht verschmust ist und seinen eigenen Kopf zu haben scheint. Hauptsache, Sie sind Ihrem Vierbeiner ein treuer, verlässlicher Partner, der ihm Sicherheit und Geborgenheit bietet. Eine solche sichere Bindung lässt sich durch klare Regeln, Konsequenz in Erziehung, Kommunikation und Verhalten sowie ein passendes Training mit der richtigen Belohnung erreichen.

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