Hundeerziehung

Balljunkie: Hund Suchtverhalten abgewöhnen

Ist der Hund erst einmal zum Balljunkie geworden, können Sie ihm sein Suchtverhalten nicht so leicht wieder abgewöhnen. Unmöglich ist es zwar nicht, es erfordert aber viel Geduld und Sorgfalt. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, dass Ihr Vierbeiner wieder zur Ruhe kommt und auch ohne Ballspielen Freude am Leben hat.
"Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will!", scheint dieser Balljunkie-Hund zu denken – Shutterstock / dogist
"Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will!", scheint dieser Balljunkie-Hund zu denken – Shutterstock / dogist

Für einen Balljunkie ist der Ball an sich nicht das eigentliche Problem, sondern das Hetzen und Erlegen der "Beute". Wenn Sie ihm das Suchtverhalten abgewöhnen wollen, genügt es also nicht, ein anderes Spielzeug zu werfen. Die innere Balance Ihres Vierbeiners muss ganz neu erlernt werden.

Ein Balljunkie bleibt ein Balljunkie: Abgewöhnen mit "kaltem Entzug"

Hunde, die zum Balljunkie geworden sind, lassen sich mit suchtkranken Menschen – etwa Alkoholikern – vergleichen. Einen gesunden, maßvollen Umgang mit Ball- und Hetzspielen können sie nicht mehr lernen, dafür ist das Suchtverhalten zu sehr außer Kontrolle geraten. Es muss stets mit einem Rückfall in alte, suchtkranke Verhaltensmuster gerechnet werden, wenn man einen Balljunkie Bälle oder andere Gegenstände hetzen lässt. Solche Spiele künftig ganz wegzulassen, entspricht einem sogenannten kalten Entzug, der auch bei Alkoholikern, Rauchern und drogensüchtigen Menschen helfen kann, von der Sucht wegzukommen. Balljunkies macht jedoch weniger eine körperliche Abhängigkeit nach bestimmten Substanzen, sondern eine psychische Abhängigkeit zu schaffen. Diese zu beheben ist bei Mensch und Tier gleichermaßen schwierig – aber nicht unmöglich.

Ihr ballsüchtiger Hund befindet sich im Dauerstress, weil er ständig nach sich schnell bewegenden Objekten Ausschau hält, die er hetzen kann und sich sozusagen in ständiger Jagdbereitschaft befindet. Er kann an nichts anderes mehr denken, alles andere ist für ihn nicht von Bedeutung. Auch für den Halter ist das belastend, da die Beziehung zum Vierbeiner unter dem Suchtverhalten leidet, eine tolle Mensch-Hund-Freundschaft dadurch nicht möglich und der Balljunkie unberechenbar geworden ist. Der völlige Verzicht auf Ball- und Hetzspiele ist die einzige Möglichkeit, damit betroffene Hunde wieder zur Ruhe kommen und lernen können, dass es noch andere schöne Dinge als den Ball im Leben gibt.

Hund Alternativen zum Ballspielen bieten

Der "kalte Entzug" allein reicht jedoch nicht aus, um einem Balljunkie sein Suchtverhalten abgewöhnen zu können. Wenn das Ballspielen plötzlich wegfällt und Ihr Hund keine Ersatzbeschäftigung hat, löst das seinen Stress nicht auf und er wird von sich aus nach Ersatzbefriedigungen suchen – schlimmstenfalls die Katze vom Nachbarn jagen oder Autos hinterherhetzen und einen Verkehrsunfall riskieren. Wenn Sie Ihrem Hund die Ballspielsucht dauerhaft erfolgreich abgewöhnen wollen, sollten Sie ihm Alternativen bieten, die ihm Freude bereiten, ihn aber nicht aufputschen, sondern zur Ruhe kommen lassen. Trainingsmethoden und Spiele, bei denen er sich konzentrieren und seine Sinne einsetzen muss, sowie Aufgaben, die die Beziehung zu Ihnen stärken, sind dafür ideal.

Bedenken Sie außerdem, dass Hunde nicht den ganzen Tag bespaßt werden müssen – normalerweise ruhen sie sich 18 bis 20 Stunden täglich aus, schlafen oder dösen friedlich vor sich hin. Länger als vier bis sechs Stunden brauchen Sie ihn also nicht zu beschäftigen, eher noch weniger, da er ja zwischendurch auch frisst, Gassi geht oder Fellpflege genießt. In der restlichen Zeit können Sie mit ihm in kleinen Trainingseinheiten Nasenarbeit machen, Suchspiele und Intelligenzspiele spielen, Obedience Training oder ruhige Gerätearbeit ausprobieren. Longieren mit dem Hund ist ebenfalls eine tolle und ruhige Möglichkeit, das Vertrauen und Verständnis zwischen Mensch und Tier sowie die Konzentrationsfähigkeit des Hundes zu verbessern. Fühlen Sie sich allein mit dieser Aufgabe überfordert, scheuen Sie sich nicht, Hilfe bei einem professionellen, spezialisierten Hundetrainer oder einem Tierpsychologen zu suchen.

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