"Pfui! Böser Hund!", schimpfen Hundeherrchen oder -frauchen mit ihrem Vierbeiner, wenn er sich zum Beispiel ungehorsam verhält. Dabei basiert diese Aussage auf einem Irrtum, denn die Tiere können nicht zwischen gut und böse beziehungsweise richtig und falsch im menschlichen Sinne unterscheiden. Sie richten sich danach, was für sie angenehm oder unangenehm, gefährlich oder ungefährlich ist. Im Folgenden werden fünf typische Mythen rund um den Hund entlarvt:
1. Schwanzwedeln bedeutet Freude
Ein gängiger Irrtum im Hundeverhalten ist, dass Schwanzwedeln als Zeichen für Freude gilt. Bei der Hundesprache ebenso wie bei der menschlichen Körpersprache kann jedoch ein solches Zeichen nicht isoliert betrachtet werden.
Die Gesamterscheinung und der Kontext sind mit entscheidend, wenn es um die Deutung der Hundesprache geht. Ein schnelles Schwanzwedeln mit erhobener Rute sowie mit einer generell aufmerksamen, heiteren Ausstrahlung bedeutet meist tatsächlich, dass der Hund sich freut. Ist die Rute eher heruntergezogen und sind die Ohren nach hinten geklappt, kann es sein, dass der Vierbeiner Angst hat oder zutiefst verunsichert ist.
2. Hund hat schlechtes Gewissen
Sie kommen nach Hause und Ihr Hund hat während Ihrer Abwesenheit etwas angestellt, zum Beispiel ein Sofakissen zerfetzt. Nun schaut er sie scheinbar schuldbewusst und zerknirscht an und da liegt der Schluss nahe, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Doch auch das ist ein Irrtum, denn Hunde denken nicht und richten sich nicht nach solchen menschlichen moralischen Kategorien. Sie haben im Gegenzug ein feines Gespür für Stimmungen und das Bedürfnis, Unannehmlichkeiten zu vermeiden.
Haben Sie bereits häufiger mit Ihrem Hund geschimpft, nachdem Sie nach Hause gekommen und eine etwaige Missetat Ihres Vierbeiners entdeckt haben? Dann ahnt Ihr Kaltschnäuzer, dass er wieder Ärger bekommt, was für ihn unangenehm ist, sodass er versucht, Sie zu beschwichtigen. Seine beschwichtigende Körpersprache deuten Menschen als schlechtes Gewissen, dabei weiß der Hund gar nicht mehr, dass er etwas getan hat, was er nicht darf.
3. Aggressive Hunde sind böse
Kläffen, knurren, vielleicht sogar beißen – mit aggressiven Hunden ist nicht zu spaßen. Doch Hunde sind nicht von Natur aus gut oder böse, sie sind Tiere mit bestimmten Instinkten. Wenn sie sich selbst oder ihr Territorium bedroht sehen, verteidigen sie sich. Dieses Verhalten kann für Menschen aggressiv wirken. Der Hund möchte die Gefahrenquelle damit vertreiben und Abstand schaffen. Angst, Schmerzen oder ein Dominanzverhalten von Menschen oder anderen Tieren kann aggressives Verhalten auslösen. Hört der Hund damit nicht mehr auf und ist permanent aggressiv, kann eine Verhaltensstörung dahinter stecken, die vom Tierpsychologen oder Hundetrainer begutachtet werden sollte.
4. Hundeknurren ist stets Drohgebärde
Wenn der Hund knurrt, ist das nicht immer eine Drohgebärde. Auch hier müssen die gesamte Körpersprache und der Kontext mitberücksichtigt werden. Angriffsbereitschaft bedeutet das Knurren beispielsweise, wenn gleichzeitig das Nackenfell gesträubt und die Ohren eng angelegt sind. Ein leises Brummen und eine entspannte Haltung sind hingegen ein Zeichen für Wohlbefinden.
5. Hunde haben kein Zeitgefühl
Zwar leben Hunde in erster Linie in der Gegenwart, dennoch kennen sie Erwartungshaltungen und Erinnerungen. Ansonsten ließen sie sich nicht erziehen. Sie haben zwar kein Zeitgefühl wie die Menschen, können sich aber zum Beispiel merken, dass sie abends – also wenn das Tageslicht langsam dunkler wird – etwas zu Fressen bekommen oder dass es morgens – wenn Herrchen oder Frauchen aufgestanden sind – nach draußen geht.
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