Jährlich kommt es auf deutschen Straßen zu einer erheblichen Anzahl von Wildunfällen. Da die Tiere Geschwindigkeiten von Autos nicht einschätzen können, gehen sie häufig unbedacht auf die Straße und es kommt zum Zusammenprall. Insbesondere in den Morgen- und Abendstunden ist die Gefahr auf der Straße groß.
Da dies – vor allem für das Tier, was einen solchen Unfall nur selten überlebt – schon schlimm genug ist, sollten Sie als Autofahrer im Fall der Fälle wissen, was zu tun ist, um die Situation zum einen nicht schlimmer zu machen und zum anderen im Sinne des Tierschutzes und Gesetzgebers zu handeln.
So verhalten Sie sich bei Wildunfällen richtig
Ist ein Wildunfall unvermeidbar, müssen Sie eine Vollbremsung machen und das Lenkrad festhalten. Wichtig: Weichen Sie nicht aus, da Ausweichmanöver meist im Gegenverkehr oder vor einem Baum enden und somit in der Regel verheerender für Sie und Ihre Beifahrer sind, als der direkte Zusammenprall mit dem Wild. Grundsätzlich gilt: Ein kontrollierter Unfall mit Rehen, Wildschweinen und Co. ist in diesem Fall besser als ein unkontrollierter.
Übrigens: Bei Kleintieren wie Fröschen, Igeln oder Hasen sollten Sie nicht vollbremsen und so einen Auffahrunfall riskieren. Vor dem Gesetzgeber gilt eine Vollbremsung bei Kleintieren als unnötig – die Versicherungen zahlen bei einem möglichen Auffahrunfall dann nicht.
Was tun nach Wildunfall? Unfallstelle sichern, Polizei benachrichtigen
Hat es gekracht, sollten Sie auf jeden Fall Ruhe bewahren und wie folgt vorgehen:
- Halten Sie zunächst an, stellen Sie das Warnblinklicht an und ziehen Sie die Warnweste über.
- Sichern Sie anschließend die Unfallstelle, indem Sie das Warndreieck hinter Ihrem Auto aufstellen. Innerorts etwa 50 Meter, auf Landstraßen 100 Meter und auf der Autobahn mindestens 150 Meter vom Wagen entfernt.
- Sollten Sie, Mitfahrer oder andere Verkehrsteilnehmer verletzt worden sein, müssen Sie die Verletzten versorgen und die Rettungsdienste (112) anrufen.
- Ist die Unfallstelle gesichert, müssen Sie den Wildunfall bei der Polizei (110) melden.
Achtung: Für Kleintiere wie Igel oder Frösche ist eine Meldung bei der Polizei nicht vorgesehen. Bei größeren Tieren wie Damwild oder Wildschweinen ist sie Pflicht. Bedeutet konkret: Fahren Sie weiter, ohne den Wildunfall zu melden, ist das eine Straftat. Auch dann, wenn ein angefahrenes Tier nach dem Wildunfall flieht, müssen Sie im Sinne des Tierschutzes Meldung machen.
Tote oder verletzte Tiere nicht anfassen
Grundsätzlich ist es ratsam, wenn Sie ein totes Wildtier nicht anfassen, da Infektionsgefahr – etwa mit Tollwut – besteht. Verletzte Tiere fassen Sie am besten gar nicht an, da sie Todesangst haben, aggressiv sind und sich gegebenenfalls wehren. Halten Sie am besten Abstand, um das Tier nicht weiter zu verängstigen und zu stressen.
Die Polizei alarmiert bei einem Wildunfall in der Regel den örtlichen Revierförster oder Jäger, der sich fachmännisch um das verletztes Wild kümmert. Auf keinen Fall dürfen Sie tote oder verletzte Tiere einfach mitnehmen, da dies den Tatbestand der Wilderei erfüllt.
Wildunfälle vermeiden: Dies können Autofahrer tun
Wildunfälle können grundsätzlich nahezu überall passieren. Allerdings gibt es Zeiten und Orte, wo die Gefahr einer Kollision wahrscheinlicher ist als sonst. Um Wildunfälle zu vermeiden, sollten Sie vor allem in folgenden Situationen wachsam sein
- An Feldrändern, Waldgrenzen und auf Waldstraßen.
- An bekannten Pfaden und in Revieren von Tieren, die in der Regel mit Warnschildern markiert sind.
- Während der Brunftzeit, die allerdings von Tier zu Tier unterschiedlich ist.
- Während der Morgen- und Abendstunden, da die Tiere hier besonders aktiv sind.
- Im Herbst, da viele Tiere hier schon nach einem Winterquartier suchen.
- Im Frühjahr, da der Berufsverkehr (ab März) wieder zur Dämmerung stattfindet.
- Generell in der dunklen Jahreszeit und nachts, da die Tiere in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen sind und sich grundsätzlich im Dunkeln sicherer fühlen.
So können Sie Wildunfälle vermeiden
Wenn Sie Wildunfälle vermeiden möchten, ist es entscheidend, immer mit erhöhter Aufmerksamkeit und möglichst geringer Geschwindigkeit zu fahren – speziell in den oben genannten Situationen, wenn die Gefahr eines Wildunfalls besonders hoch ist. Vor allem auf Straßen, wo Warnschilder darauf hinweisen, dass erhöhte Wildaktivität besteht, sollten Sie vorsichtig sein und die Warnungen ernst nehmen sowie das Tempo reduzieren.
Springt Ihnen bei einem Tempo über 80 km/h ein Wildtier vor das Auto, reicht der Bremsweg in der Regel nicht mehr aus. Bei 80 km/h haben die meisten Autos einen Bremsweg von ungefähr 55 Meter – alles darüber, endet erfahrungsgemäß in einer Kollision.
So verhalten Sie sich richtig, wenn Wild auftaucht
Können Sie aus der Entfernung Wildtiere wie Damwild oder Wildschweine am Straßenrand oder auf der Fahrbahn erkennen, sollten Sie sofort kontrolliert (!) bremsen. So können Sie im Falle eines Unfalls die Aufprallgeschwindigkeit reduzieren, was insbesondere bei schwereren Tieren wie Wildschweinen oder Hirschen lebensrettend sein kann. Ein Wildschwein etwa prallt mit circa dreieinhalb Tonnen Gewicht auf Ihr Auto, wenn Sie nur 60 km/h fahren.
Weitere Maßnahmen sind Hupen, um das Tier bestenfalls noch rechtzeitig von der Straße zu treiben und das Abstellen des Fernlichts, da dieses die Tiere blendet und irritiert.
Ebenfalls wichtig: Bedenken Sie, dass viele Tiere in Paaren oder Rudeln unterwegs sind – Nachzügler können unverhofft auftauchen, weswegen Sie immer besonders langsam weiterfahren sollten, wenn Sie irgendwo ein Wildtier sehen.
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