Ganz zerzaust sieht das kleine Vogelbaby mit seinem noch spärlichen Federkleid aus, es braucht doch sicher Hilfe? Nicht unbedingt, denn wenn Sie ein Küken gefunden haben, das bereits flügge ist, ruht es sich womöglich nur kurz von einem Flugversuch aus und wartet auf die nächste Essenslieferung von seinen Eltern. In manchen Fällen sollten Sie jedoch den Piepmätzchen tatsächlich helfen.
Braucht das Vogelbaby überhaupt Hilfe?
Der Vogelnachwuchs wird in Nestlinge und Ästlinge unterschieden. Nestlinge sind die sehr jungen, unlängst geschlüpften Küken, die noch nicht oder kaum gefiedert sind. Ästlinge hingegen sind Jungvögel, die anfangen, flügge zu werden und das Nest schon verlassen haben. Sie lassen sich an ihrem bereits deutlich sichtbaren Federkleid erkennen, das jedoch noch von Flaum durchsetzt sein kann. Die ersten Flugversuche sind für das Vogelbaby anstrengend, daher hockt es sich zwischendurch auf den Boden, ins Gebüsch oder auf einen Ast und macht ein Päuschen. Die Elternvögel kommen alle ein bis zwei Stunden zur Fütterung angeflogen; das Jungtier macht dabei durch laute Rufe auf sich aufmerksam. Wenn Sie so ein Vogelbaby gefunden haben, müssen Sie nur helfen, wenn es in Gefahr oder verletzt ist. Sitzt der Ästling zum Beispiel am Straßenrand, mitten auf dem Bürgersteig oder so, dass eine Katze oder ein Hund es entdecken und verletzen könnte, ist dies ein solcher Fall. Nestlinge, die heruntergefallen sind, brauchen hingegen grundsätzlich Hilfe.
Wenn Sie unsicher sind, ob es dem Findelvogel gut geht und ob er von seinen Eltern versorgt wird, beobachten Sie den Ästling mindestens zwei, besser noch drei bis fünf Stunden lang aus einem Versteck heraus. Die Vogeleltern sollten Sie nicht bemerken, sonst trauen sie sich eventuell nicht, näher zu kommen. Aber wenn Sie zum Beispiel von Ihrem Zuhause aus immer wieder aus dem Fenster zum Vogelbaby hinüberschauen, stören Sie die erwachsenen Amseln, Meisen, Spatzen oder Rotkehlchen nicht.
Vogelbaby gefunden: An einen sicheren Ort setzen
Sofern der Nestling nicht verletzt ist, setzen Sie ihn behutsam zurück in sein Heim. Achten Sie aber darauf, dass Sie die Elternvögel dabei nicht stören oder sie verängstigen, sonst kann es sein, dass sie nicht mehr zum Nest zurückkehren. Ästlinge, die sich potenziell in Gefahr befinden, setzen Sie am besten im Umkreis von höchstens 25 Metern an einem sicheren Ort ab. Das kann ein geschütztes Gebüsch sein oder ein gemütlicher Ast. Beobachten Sie auch hier für etwa zwei Stunden, ob die Elterntiere ihren Jungvogel wiederfinden und füttern. Wenn ja, ist alles in Ordnung. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass die Eltern den kleinen Flattermann nicht annehmen, wenn Sie ihn angefasst haben. Vögel stören sich nicht am Menschengeruch und sie finden ihren Nachwuchs vor allem über sein lautes Piepsen.
Verletztes Vogelbaby gefunden: Was nun zu tun ist
Mitnehmen sollten Sie ein Vogelbaby nur, wenn es verletzt ist oder Sie das Zuhause eines Nestlings nicht finden können. Manchmal sehen Sie das Nest zwar, können es aber nicht erreichen, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Auch das ist ein Grund, den kleinen Piepmatz vorsichtig einzusammeln und Hilfe zu holen. Bringt Ihre Katze Ihnen einen lebenden Jungvogel als Geschenk, ist ebenfalls Unterstützung vonnöten. Schimpfen Sie aber nicht mit Ihrer Katze, sie hat es ja gut gemeint und ist ihrem Instinkt gefolgt. Warten Sie, bis die Miez das Vögelchen loslässt und Sie es vorsichtig an sich nehmen können.
Die Handaufzucht von Wildvogelbabys ist sehr kompliziert, daher ist es ratsam, dass Sie mit dem kleinen Patienten zur Vogelpflegestation, einer Wildtieraufzuchtstation oder zum Tierschutzverein fahren. Manche Tierärzte kennen sich ebenfalls mit Wildvögeln aus. Eine Liste mit Auffangstationen und Pflegestellen für verwaiste Nestlinge und Ästlinge in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden Sie auf der Seite "Wildvogelhilfe.org". Des Weiteren können Sie bei Zoologischen Gärten, Wildparks und Naturschutzbehörden um Rat fragen.
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