Das Orchester der Natur spielt ihre ganz eigene "Biophonie": Ob Insekten, Amphibien, Vögel, Säugetiere oder sogar Pflanzen – jeder halbwegs naturbelassene Raum hat seinen ganz eigenen Sound, verrät Musiker und Spezialist für akustische Naturaufnahmen Bernie Krause laut einem Bericht des "Spiegel". Der Klang wird seiner Meinung nach jedoch sehr stark vom Einfluss des Menschen bestimmt – je größer dieser ist, desto leiser und weniger facettenreich spielt das Orchester der Natur. So versuchte Krause darauf aufmerksam zu machen, das selbst ein augenscheinlich nachhaltiger Umgang mit der Umwelt seine akustischen Spuren hinterlässt.
Um seine Theorie zu belegen, besuchte er 1998 eine gesunde Wiese vor einem kalifornischen Bergwald und nahm den abwechslungsreichen Klang der Tierwelt auf. Anschließend wurde eine umweltfreundliche, also "behutsame und selektive Abholzung", vorgenommen, so der "Spiegel" weiter. Die folgenden Jahre kehrte Krause immer wieder zurück, und der idyllische Ort machte noch immer einen gesunden Eindruck. Allerdings: Das einstmals so prächtige Naturorchester spielte deutlich leiser. Viele Stimmen waren zurückgenommen oder fehlten komplett. Ähnliche Beobachtungen konnte Krause auch für andere Naturräume beobachten, in denen der Mensch deutlichen Einfluss auf die Umwelt nahm – auch wenn dieser nicht immer sichtbar ist. Andauernder Flugzeuglärm lässt beispielsweise Kröten in Mexiko leiser quaken, die Meeresverschmutzung den Klang ganzer Korallenriffe verstummen.
Wer demnächst also einen Spaziergang durch die Natur macht, sollte sie nicht nur genau beobachten, sondern ihr auch gut zuhören – denn wer weiß, wie lange er noch in den Genuss einer solchen "Biophonie" kommt? Um einen ungefähren Eindruck von Krauses Arbeit zu bekommen: Hören Sie doch mal den faszinierenden Rhythmus eines Baumes.