Tierschutz

Kampf gegen Terrorismus: Chance für den Artenschutz?

Illegale Wilderei bedroht die Bestände von ohnehin stark gefährdeten Arten. Dass ein Teil der erzielten Profite sogar in die Finanzierung internationaler Milizen und Terrorgruppen fließt, gibt der Thematik eine dramatische Beigabe. Zeit zum Handeln.
Nashörner: Ein Kilo ihres Horns bringt rund 60.000 Euro auf dem Schwarzmarkt
Nashörner: Ein Kilo ihres Horns bringt rund 60.000 Euro auf dem Schwarzmarkt – Bild: Shutterstock / Neil Bradfield

Die illegale Jagd auf Elefanten, Nashörner und Co. ist längst kein Geheimnis mehr. Die Durchschlagskraft vieler Maßnahmen gegen diese tierfeindlichen Machenschaften war bisher allerdings gering. So perfide es klingt, könnte nun gerade der internationale Terrorismus indirekt für einen umfassenderen Tierschutz sorgen. Denn eine vom World Wildlife Fund (WWF) in Auftrag gegebene Studie bringt neue Erkenntnisse zu den Folgen der Wilderei.

Demnach würden Wilderer Anteile ihrer erzielten Gewinne in Kanäle weiterleiten, die wiederum terroristische Vereinigungen finanzieren. Das Aufdecken dieser Zusammenhänge hat dann auch die betroffenen Staaten in Asien und Afrika alarmiert. Und auch im Westen ist das Thema mit diesem Wissen auf die Agenda gerückt: "In den Vereinigten Staaten ist diese Thematik nun zu einem Anliegen der nationalen Sicherheit geworden", erklärt Carlos Drews, Direktor des Global Species Programme des WWF.

Wilderei auf Platz vier der lukrativsten Verbrechen

Der WWF beziffert die Einnahmen aus illegalen Geschäften mit geschützten Naturgütern auf knapp 15 Milliarden Euro pro Jahr. Der Verkauf von Tierprodukten belegt damit im internationalen Vergleich hinter dem Handel mit Drogen, Waffen und gefälschten Markenartikeln den vierten Rang der lukrativsten Verbrechen. Es geht also um viel Geld, das nicht in die falschen Hände gelangen soll. Die Leidtragenden sind dabei aber zunächst Geschöpfe wie Tiger, Elefanten und Nashörner, für deren ästhetische Felle beziehungsweise Elfenbein auf dem Schwarzmarkt horrende Preise gezahlt werden. Allein ein Kilo Nashorn-Elfenbein bringt bis zu 60.000 Euro auf dem Schwarzmarkt, ein einziger Elefanten-Stoßzahn bis zu 190.000 Euro.

Wie der Schmuggel in der Praxis abläuft

Der Schmuggel lässt sich beispielhaft in etwa so darstellen: Im artenreichen Kenia gehen Wilderer auf illegale Jagd. Das erbeutete Elfenbein gelangt dann über die Grenze in den von der Guerilla kontrollierten Hafen von Kismaju im benachbarten Somalia. Von dort gelangen die Naturgüter in die internationalen Absatzmärkte. Teile des Gewinns fließen anschließend zum Beispiel an die terroristische Schabab-Miliz, welche die somalische Staatsgewalt bekämpft. Und so sterben jedes Jahr allein in Afrika 30.000 Elefanten nicht zuletzt für terroristische Zwecke. In Südafrika hat die Jagd auf Nashörner zwischen 2011 und 2012 um 30 Prozent zugenommen. Laut einem "Spiegel"-Bericht sägen Wächter der Nationalparks Nashörnern in Kenia provisorisch die Hörner ab, um die Tiere vor Wilderern zu schützen.

März 2013: Konferenz für Tiere in Bangkok

Im kommenden März findet im thailändischen Bangkok eine Konferenz zu dieser Problematik statt. Ziel ist es, Lösungsansätze zu finden, um den internationalen Schmuggel von Tierprodukten zu unterbinden. Organisationen wie der WWF drängen auf schärfere Maßnahmen gegen die illegale Wilderei: "Wir sind es leid zu warten. Wir verlieren sowohl die Geduld als auch die Tiere", sagt Drews.

Aus der Sicht von Tierschützern ist diese Entwicklung einerseits sehr zu begrüßen, denn weniger Schmuggel bedeutet für die bedrohten Tierarten größeren Schutz. Enttäuschend ist hingehen, dass die illegale Wilderei erst in Zusammenhang mit internationaler Sicherheit gebracht werden musste, damit aktiver Partei für die Tiere ergriffen wird.

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