Ob Hände, Füße oder sogar das Gesicht – was genau will ein Hund eigentlich ausdrücken, wenn er Menschen ableckt? Macht es Sinn, der kalten Schnauze eine solche Art der Annäherung zu verbieten? Oder ist der feuchte “Hundekuss” ein Zeichen der Zuneigung? Um diese Fragen zu beantworten, muss zunächst geklärt werden, wo dieses Verhalten eures Vierbeiners seine Wurzeln hat.
Hund leckt Menschen ab: Früher Ursprung für das Verhalten
Direkt nach der Geburt beginnt die Hundemutter damit, ihre Welpen gründlich abzulecken. Das tut sie aus mehreren Gründen. Das Lecken dient der Hygiene, regt den Kreislauf der Neugeborenen an und hilft der Mutter, den Geruch jedes einzelnen Welpen genau aufzunehmen. Darüber hinaus sorgt die Hündin so dafür, dass sich ihre Kleinen von Beginn an bei ihr wohlfühlen. Zusätzlich wird durch das Ablecken die Verdauung der Welpen gefördert, sobald diese gegessen haben.
Es dauert nur wenige Wochen und die Jungtiere lecken auch andere Vierbeiner aus dem Rudel ab – es könnte ja sein, dass diese Hunde ebenfalls als Nahrungsquelle taugen. Zudem zeigen die Jungtiere so, dass sie ihr Gegenüber als höhergestelltes Rudelmitglied anerkennen. Hinter dem Ablecken stecken zunächst also ein praktisches Nahrungsmotiv sowie Unterwürfigkeit und Gefühle wie Zuneigung, Liebe und Geborgenheit.
Wieso lecken Hunde Menschen ab? Mögliche Bedeutungen
Mit diesem Vorwissen lässt sich die Frage, warum Hunde eigentlich Menschen ablecken, schon beinahe vollkommen beantworten, denn: Wie einst bei der Hundemutter möchten die Vierbeiner auch ihrem Menschen auf diese Weise Zuneigung, aber auch Unterwürfigkeit zeigen. Weitere mögliche Bedeutungen der “Hundeküsse” sind:
- Kommunikation
- Erregen von Aufmerksamkeit
- Erkundung
- Aufnehmen des Geschmacks des Hundebesitzers
Handelt es sich um ein Baby, das abgeleckt wird, zeigt die Fellnase damit vor allem ihre Zuneigung. Lecken Hunde einen Erwachsenen ab, tun sie das wiederum meist aus einer Mischung von Zuneigung und Unterwürfigkeit heraus. Möglich ist auch, dass der Hund etwas anderes kommunizieren will. Etwa: "Fütter mich". Oder der Vierbeiner fühlt sich nicht genügend beachtet und will eure Aufmerksamkeit erregen.
Auch der pure Versuch, den jeweiligen Menschen besser kennenzulernen, könnte hinter dem Lecken stecken. Schließlich nehmen Hunde ihre Umwelt hauptsächlich mit ihrer Schnauze und Zunge wahr. Darüber hinaus hat jeder Hundehalter für seinen Vierbeiner einen unverwechselbaren, einzigartigen Geruch und Geschmack. Was läge also näher, als sich dieses Erkennungsmerkmals regelmäßig zu versichern?
Hygienische Bedenken und Abgewöhnung
Aber kann man den Hunden dieses Verhalten nicht abtrainieren? Schließlich ist der Hundespeichel nicht unbedenklich für uns: Die Vierbeiner sind an vielen Stellen unterwegs, an denen sie in ihrem Maul für den Menschen ungesunde Erreger aufnehmen können. Insofern ist zu empfehlen, das Lecken des Gesichts zu vermeiden.
Aber warum lecken Hunde Menschen überhaupt ausgerechnet an den Ohren und im Gesicht? Tatsächlich will euer Haustier euch über das Ablecken meist seine Zuneigung beweisen oder euch beschwichtigen, wenn ihr angespannt seid. Demnach wäre es falsch, dem Hund das Lecken gänzlich zu verbieten. Ein Verbot könnte euer Vierbeiner nicht richtig einordnen. Die Lösung: Bietet eurer Fellnase einfach eure Hände an, wenn sie eure Ohren oder euer Gesicht abschlecken will. So stärkt ihr eure Bindung und das anschließende Händewaschen ist schnell erledigt.
Versucht euer Tier euch weiter am Kopf abzulecken, wendet euch komplett ab und ignoriert euren Hund für 30 Sekunden. Wiederholt sich die Situation, wird der Vierbeiner früher oder später verstehen, dass das Lecken am Kopf nicht zu mehr Aufmerksamkeit und Leckerlis führt – ganz im Gegenteil. Das Verhalten wird geändert.
Achtung! Noch mehr Vorsicht ist bei Babys geboten, da diese anfälliger für Krankheitserreger sind. In diesem Fall solltet ihr die abgeleckte Hand oder das Füßchen immer umgehend säubern, um so auf Nummer sicher zu gehen. Babys und Hunde sollten außerdem nie allein in einem Raum gelassen werden, behaltet die Situation immer im Blick.
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