Hundeerziehung

Trennungsangst beim Hund überwinden: So helfen Sie ihm

Trennungsangst beim Hund ist ein ernstes psychologisches Problem bei den Vierbeinern. Hunde sind ursprünglich Rudeltiere und für ihre Vorfahren und Verwandten in freier Wildbahn ist es lebensgefährlich, von ihrem Rudel getrennt zu werden. Allerdings gibt es Abstufungen von leichter Unruhe, wenn Ihr Haustier ganz allein ist, bis zu schweren Panikattacken, sobald Sie aus seinem Blickfeld gehen. Wie können Sie Ihrem Hund helfen, wenn er unter einer Trennung zu stark leidet?
"Lass mich bitte nicht allein", scheint diese ängstliche französische Bulldogge zu denken – Shutterstock / Irina Kozorog
"Lass mich bitte nicht allein", scheint diese ängstliche französische Bulldogge zu denken – Shutterstock / Irina Kozorog

Es ist im Prinzip normal, wenn Ihr Hund nicht gern längere Zeit ganz alleine ist. Das Alleinesein müssen die Rudeltiere erst lernen, idealerweise bereits als Welpen. Manchmal funktioniert das nicht so gut oder – zum Beispiel bei Tierheimhunden, die schon viel erlebt haben – der Vierbeiner ist in seinem Urvertrauen und seiner Selbstsicherheit so geschädigt, dass er eine Trennungsangst entwickelt. Es gibt milde Fälle, wo er lediglich Symptome von Unruhe und Stress zeigt, wenn er längere Zeit ganz alleine ist. Bei schwereren Fällen sollten Sie ihm jedoch helfen.

Trennungsangst lindern durch Beschäftigung und Entspannung

Leichte Formen von Trennungsangst beim Hund lassen sich meist mit ein wenig Training überwinden. Dabei geht es darum, dass Ihr Vierbeiner das Alleinesein als ganz normal empfindet und darauf vertraut, dass Sie immer wiederkommen, wenn Sie aus der Wohnungstür gehen. Sie erleichtern Ihrem Hund die Trennung, wenn Sie ihn vor dem Abschied und nach ihrer Wiederkehr zunächst rund 20 Minuten lang in Ruhe lassen und nicht weiter beachten. So lernt er, dass er sich auch dann selbst beschäftigen können muss, wenn Sie da sind. Zudem nehmen Sie auf diese Weise die Aufregung aus Ihrem Abschied und Ihrer Rückkehr. Verzichten Sie auf tränenreiche, dramatische Szenen, bevor Sie aus der Tür gehen oder wieder zurückkommen. Ihr Hund gewöhnt sich schließlich daran, dass es zu seinem Alltag gehört, zwischendurch alleine zu sein.

Vor und nach der Ruhephase können Sie mit Ihrer Fellnase spielen, Gassi gehen oder kuscheln, um die Mensch-Hund-Freundschaft zu festigen und ihm bei der Entspannung zu helfen. Ist Ihr Vierbeiner durch einen Spaziergang, Spiel- und Kuschelstunde angenehm müde, vermisst er Sie während Ihrer Abwesenheit nicht so stark, da er dann gute Gründe hat, in seinem Körbchen vor sich hin zu dösen. Um Langeweile vorzubeugen, empfehlen sich Intelligenz- und Futterspiele, mit denen Ihr Stubenwolf sich alleine beschäftigen kann. Futterspiele haben den weiteren Vorteil, dass Sie darin seine Lieblingsleckerlis verstecken können – auf diese Weise verbindet er das Alleinesein mit den Schmankerln und verliert seine Angst davor.

Hund mit Trennungsangst helfen: Desensibilisierung

Wichtiger Bestandteil der Therapie gegen Trennungsangst beim Hund ist die sogenannte Desensibilisierung. Hunde mit Trennungsangst werden teils schon unruhig, wenn sie bestimmte Reize wahrnehmen, die den Abschied ihres Lieblingsmenschen ankündigen. Ziel der Desensibilisierung ist, dass Ihr Vierbeiner nicht mehr gestresst reagiert, sobald er diese Schlüsselreize bemerkt. Hierzu müssen Sie den Reizen sozusagen die Bedeutung nehmen, die Ihr Hund ihnen zuweist. Typische Reize können zum Beispiel sein, dass Sie Ihre Schuhe anziehen, den Schlüsselbund einstecken, Ihren Mantel vom Haken nehmen und sich Ihre Tasche greifen. Aber auch gewohnte Morgenrituale, die zu Ihrer täglichen Routine gehören, geben Ihrem Haustier mögliche Hinweise darauf, dass Sie es demnächst alleinelassen.

Die Desensibilisierung muss in kleinen Schritten erfolgen und braucht viel Geduld. Achtung! Bei starker Trennungsangst Ihres Hundes oder Unsicherheiten Ihrerseits wenden Sie sich an einen Spezialisten, etwa einen Tierpsychologen oder einen verhaltenstherapeutisch geschulten Hundetrainer. Fehler bei der Desensibilisierung können alles noch schlimmer machen, weil Ihr Hund dadurch noch mehr Vertrauen verliert. Ein Profi hilft Ihnen, das richtige Maß und Tempo bei den Übungseinheiten zu finden.

Bei leichten Formen, können Sie es jedoch auch selbst probieren, sofern Sie sich das zutrauen. Bringen Sie Ihrem Hund bei, dass es nicht zwingend Alleinesein zur Folge hat, wenn Sie Ihre Schuhe oder Jacke anziehen, Ihren Schlüssel nehmen, frühstücken oder duschen. Dies gelingt, indem Sie Ihre eigene Routine durchbrechen und eigenen Gewohnheiten durcheinander bringen. Dadurch verlieren die einzelnen Reize ihre Signalwirkung. Stecken Sie zum Beispiel Ihre Schlüssel ein und setzen sich dann aufs Sofa, um zu lesen. Oder ziehen Sie Schuhe und Jacke an, aber bleiben im Haus. Ändern Sie außerdem die Reihenfolge Ihrer Morgenrituale, duschen Sie beispielsweise erst nach dem Frühstück oder umgekehrt. Ändern Sie jeweils nur eine kleine Sache und schauen Sie, wie Ihr Hund darauf reagiert. Bekommt er beim Klingeln Ihres Schlüsselbunds schon Panik, müssen Sie ihm zunächst beibringen, dass das Geräusch keine besondere Bedeutung hat.

Trennungsangst überwinden durch Reizüberflutung?

Eine besondere Methode der Desensibilisierung ist das "Flooding", was im Englischen "Überflutung" bedeutet. Dabei setzen Sie Ihren Hund über den Tag verteilt immer wieder ein paar Minuten dem Alleinesein aus und kommen dann sofort wieder. Durch diese Reizüberflutung werden die ängstlichen Erwartungen des Vierbeiners durcheinandergebracht, sodass sie schließlich ihre Bedeutung verlieren. Das Gehen und Kommen ist dann nichts Besonderes mehr und Ihr Haustier begreift, dass er vor der Trennung keine Angst zu haben braucht. Dieses Training erfordert viel Fingerspitzengefühl, daher ist es ratsam, es in Begleitung eines Profis durchzuführen.

Diese Themen zur Hundeerziehung könnten Sie auch interessieren:

Wie ist der Ablauf einer Problemhundetherapie?

Wenn der Hund eine Angststörung hat: Eine Definition

Angststörungen beim Hund behandeln: Therapiemöglichkeiten

Hat Ihnen der Artikel gefallen?
3
1
0 Kommentare

Weitere Artikel aus Hundeerziehung