Die wohl wahrscheinlichste Deutung der Redensart "Da beißt die Maus keinen Faden ab" geht zurück auf die Fabel "Der Löwe und das Mäuschen". In dieser Geschichte befreit das kleine, possierliche Tierchen den großen Löwen aus einem Netz, indem es die Fäden durchbeißt. Hätte sie das nicht getan, säße der Löwe immer noch fest und hätte nichts dagegen tun können.
Anderswo heißt es, die Redensart gehe auf das Handwerk eines Schneiders zurück, der mit dem Ausspruch "Da beißt die Maus keinen Faden ab" die Qualität seiner Arbeit anpries. Er wollte damit sagen, dass der Stoff seines Kunden bei ihm bestens aufgehoben sei, da hier garantiert keine Maus irgendwelche Fäden anbeißen würde.
Tückische Falle: Ohne Köder beißt die Maus keinen Faden ab
Eine weitere Erklärung könnte sein, dass dieses Sprichwort auf eine alte Bauart von Mausefallen zurückzuführen ist. Hier musste der kleine Nager zunächst einen dünnen Strick durchbeißen, bevor er schließlich an den Köder kam und seinem Schicksal erlag. War kein Köder da, biss die Maus auch keinen Faden ab.
Vielleicht ist aber auch eine alte Tradition der Lebensmittellagerung für die Redewendung verantwortlich. Um Nahrungsvorräte vor Mäusen in Sicherheit zu bringen, wurden diese häufig mit einer Schnur an der Decke befestigt. So weit oben kann die Maus den Faden gar nicht abbeißen.
Zu guter Letzt hatte eventuell auch noch die heilige Gertrud von Nivelles ihre Finger im Spiel. Sie wurde beim Spinnen ständig von einer Maus gestört, die ihr den Faden abbiss. Dabei wollte das kleine Tierchen sie nur daran erinnern, dass sie die Spindel hinlegen und stattdessen bei der Ernte helfen solle. Wer also artig auf dem Feld mithalf, dem biss die Maus auch keinen Faden ab.