Fledermäuse kommunizieren viel, laut und komplex. Forscher der Universität von Tel Aviv haben das Feldexperiment gemacht und eine Gruppe von Fledertieren belauscht. Was sie herausfanden, erstaunte Wissenschaftler weltweit.
Das Experiment: Forscher setzen Maschine für Menschen ein
Die Forscher um Yossiv Yovel (Tel Aviv) sind für ihr Experiment in eine Höhle gegangen, um dort eine kleine Kolonie von 22 Tieren über 75 Tage lang zu belauschen, berichtet unter anderem "Die Presse". Sie hatten ein Sprachprogramm dabei, das eigentlich für die menschliche Sprache entwickelt wurde. Dieses erkennt einerseits Muster und andererseits auch Verhalten und soziale Situationen, in denen sich die Probanden befinden. So konnte untersucht werden, wie die Fledermaus-Gruppe untereinander kommuniziert. Das Ergebnis: Die Kakofonie ist mehr als schlichter Lärm, und zwar eine komplexe Art der Unterhaltung.
Sprache der Fledermäuse: Darüber sprechen die Flattertiere
Das Interessante ist, dass sich sowohl die Stimmlage als auch die Lautstärke der geschwätzigen Fledermäuse ihren jeweiligen "Gesprächspartnern" anpasst. So wird mit einem Weibchen beispielsweise anders kommuniziert als mit einem Männchen. Die Forscher konnten die Inhalte der Fledermaus-Sprache grob in vier Themenbereiche gliedern: Schlafplatz, Futter, Annäherung und Beschwerden aller Art. Die Tiere gaben also andere Laute von sich, je nachdem, worüber und mit wem sie sprachen. Eine Beschwerde darüber, dass eine andere Fledermaus zu nah herangerückt ist, klingt also anders als eine Beschwerde darüber, dass jemand den Lieblingsschlafplatz an der Höhlendecke geklaut hat. Und auch Kommunikationslaute zum Thema Futter werden anders intoniert und ausgedrückt als Laute zum Thema Paarung. Eine solche Variabilität ist keine Selbstverständlichkeit im Tierreich und bisher nur mit Affen, Walen und Vögeln vergleichbar.
Die Fledermaus ist ein interessantes Tier für Forscher
Fledermäuse haben einzigartige Fähigkeiten und sind interessante Untersuchungsobjekte für Forscher wie Yossiv Yovel. So befasste sich die Wissenschaft bisher auch viel mit der Ultraschall-Ortung, mit der die Fledermäuse zum Beispiel ihre Beute bei der Jagd in der Luft orten. Während Töne mit dem Mund produziert werden, wird die Echoortung über die Nase abgestrahlt.
Der Schall wird auch zur Kommunikation eingesetzt. So werden unter anderem Kontaktrufe per Schall übermittelt. Die nur wenige Millisekunden andauernden Rufe – als kurzes Klicken wahrnehmbar – dienen unter anderem dazu, Fernkontakt mit Artgenossen aufzunehmen. Der einzelne Ruf besteht dabei aus mehreren Komponenten und wird viele Male wiederholt und in Serien geäußert, berichtet "deutschlandradiokultur.de".
Zurück nach Tel Aviv: Die Forscher um Yovel wollen nun klären, ob das Sprachvermögen angeboren oder erlernt ist, also, ob die Tiere diese sprachliche Komplexität bereits von Kinderflügeln auf können oder erst im Laufe des Lebens innerhalb einer Fledermaus-Kolonie lernen.
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