Der Schützenfisch steht steil mit dem Körper im Wasser, das Fischmaul lugt kaum sichtbar heraus, die Zunge wird fest an den oberen Gaumen gedrückt – und zack! Durch das Zusammendrücken der Kiemendeckel saust das Wasser in einem festen Strahl aus dem Maul des Fisches auf das Opfer zu. Die Ameisen, Fliegen, Käfer und andere Insekten wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, da liegen sie auch schon im Wasser und werden gefressen. Als sei diese Jagdtechnik nicht schon faszinierend genug, fanden Forscher von der Oxford University jetzt noch heraus, dass der Schützenfisch obendrein dazu in der Lage ist, Menschen zu erkennen – dies ist für Tiere mit einem so wenig komplexen Gehirn bemerkenswert.
Ungewöhnlich: Fische können menschliche Gesichter unterscheiden
Es ist durchaus eine große Leistung für ein kleines Fischgehirn, Gesichter unterscheiden zu können, noch dazu von Menschen, also Lebewesen, die völlig artfremd sind. "Es ist eine überraschend schwere Aufgabe, zwischen einer großen Anzahl menschlicher Gesichter zu unterscheiden, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass die Gesichter alle die gleiche Basis haben", erklärt Cait Newport von der Oxford Universität. "Alle Gesichter haben zwei Augen, eine Nase und einen Mund", so die Forscherin der Studie. Dies setzt voraus, dass zwischen bestimmten Feinheiten unterschieden werden muss – gar nicht so einfach.
So wie der Schützenfisch mit tödlicher Präzision Insekten von Blättern und Grashalmen schießen kann, so präzise kann er sich Gesichter merken. Lange gingen Wissenschaftler davon aus, dass nur Menschen und andere Primaten, etwa Schimpansen, Gesichter unterscheiden können. Das menschliche Gehirn hat eine bestimmte Region für diese Aufgabe – der sogenannte Gyrus fusiformis, auch Spindelschwung genannt. Schützenfische und viele andere kleine Tiere haben diese Gehirnregion nicht, können aber trotzdem unterscheiden.
Schützenfische erkennen bekannte Gesichter im Experiment
In dem Experiment haben Newport und ihre Kollegen den Schützenfischen zwei menschliche Gesichter präsentiert, die sich die Tiere merken konnten. Die Schützenfische schossen dann auf eines der Gesichter und bekamen eine Belohnung. Wurden den Fischen in der nächsten Phase des Experiments duzende andere Gesichter gezeigt und nur gelegentlich ein Bild der beiden bekannten Gesichter eingeblendet, schossen die Fische in rund 80 Prozent der Fälle auf das bekannte Gesicht. Im Video sehen Sie, wie die Tiere aus dem Wasser heraus auf die eingeblendeten Gesichter schießen:
Das Experiment zeigt: Ein komplexes Hirn ist keine Voraussetzung für die Fähigkeit, zwischen Gesichtern unterscheiden zu können. Übrigens: Auch einige Vögel und womöglich auch Bienen können Gesichter unterscheiden.
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