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Chinchilla als Haustier: Portrait der süßen Nager

Ein Chinchilla ist als Haustier nicht für jeden geeignet. Die niedlichen, meist silbergrauen Fellkugeln sind nachtaktiv und kuscheln nicht gern mit Menschen. Überdies machen sie relativ viel Schmutz und brauchen einen sicheren Auslauf in der Wohnung. Was Sie sonst noch vor der Anschaffung des exotischen Pelzträgers bedenken sollten, verraten die folgenden Tipps.
Chinchillas sind Rudeltiere und fühlen sich nur in der Gruppe wohl – Shutterstock /Helen Sushitskaya
Chinchillas sind Rudeltiere und fühlen sich nur in der Gruppe wohl – Shutterstock /Helen Sushitskaya

Süß sehen sie ja aus, die Chinchillas, trotzdem sollte man sie nicht unterschätzen. Sie sind keine Kuschelteddys und erfordern viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit bei der Haltung. Wer sich dennoch auf die Nager einlässt, erlebt faszinierende Tiere, die man den ganzen Tag – oder vielmehr die ganze Nacht – beobachten könnte.

Kleine Chinchilla-Geschichte: Vom Wildtier zum Haustier

Die Wurzeln des Chinchillas liegen in Südamerika, vor allem Peru, Chile, Bolivien und Argentinien. Dort leben die wilden Chinchilla-Verwandten in den Bergen auf bis zu 5.000 Metern Höhe und verstecken sich tagsüber in Höhlen und Felsspalten. Wegen ihres dichten Fells und weil Chinchillas keine Schweißdrüsen haben, vertragen sie Temperaturen über 25 Grad nicht, die in ihrer ursprünglichen Heimat tagsüber schnell erreicht werden. Dann können sie einen Hitzschlag bekommen und sterben. In der Dämmerung und in der Nacht sinken die Temperaturen drastisch, sodass sich die Nager dann auf Nahrungssuche begeben können. Auf ihrem Speiseplan stehen Zweige, Blätter, Kräuter, trockene Gräser und sogar Kakteen. Das Chinchilla ist ein Rudeltier und lebt in der Wildnis teils in großen Gruppen von um die 100 Tieren zusammen. Ein Männchen umgibt sich dabei oft mit mehreren Weibchen.

Es hat einen recht traurigen Hintergrund, weshalb aus dem Wildtier ein Haustier wurde: Pelze. Das schöne, silbergraue Fell der Nager fand bald großen Anklang unter europäischen Pelzhändlern und -kunden – das Chinchilla wurde nach Europa gebracht und etwa ab 1950 herum wurden in Deutschland Pelztierfarmen gegründet. Nach und nach bildeten sich Chinchillavereine und seit rund 30 Jahren hat man sie schließlich für die Haustierhaltung entdeckt.

Sozialleben und Besonderheiten des Chinchillas

Chinchillas dürfen auf keinen Fall alleine gehalten werden, da die Rudeltiere sonst sehr unglücklich sind und Verhaltensstörungen entwickeln können. Mindestens zwei, besser noch drei oder mehr der Fellknäuel fühlen sich zusammen wohl. Damit es keinen ungewollten Nachwuchs gibt, empfehlen sich gleichgeschlechtliche Paare und Gruppen. Die Kastration eines Chinchillas ist recht kompliziert und mit Risiken behaftet, daher sind gemischtgeschlechtliche Pärchen nur bei einem Zuchtvorhaben zu empfehlen. Männchen werden schon ab vier Monaten geschlechtsreif und Weibchen ab sechs Monaten. Zwei- bis dreimal im Jahr können die Chinchillamütter werfen und bekommen dann zwischen einem und vier Babys, manchmal sogar sechs. Dann braucht die Chinchillamutter Hilfe bei der Aufzucht und überlebt die strapaziöse Geburt schlimmstenfalls nicht.

Die Tierchen sind nachtaktiv und schlafen tagsüber. Ein bisschen können sie sich an die Gewohnheiten ihrer Halter anpassen und zwischendurch am Tag kurz munter werden, ihre Hauptbeschäftigungszeit ist jedoch nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang. Das heißt, im Winter sind sie meist länger aktiv als im Sommer. Achten Sie im Sommer zudem auf ausreichende Kühle und Schatten, um einem Hitzschlag vorzubeugen. Die Fellkugeln haben sehr feine Sinne, können mit ihren großen Augen gut in der Dämmerung und im Dunkeln sehen und haben ein weites Blickfeld. Das brauchen sie auch, um als Fluchttiere möglichst rasch alle Fluchtwege erschließen und überblicken zu können. Bei der Orientierung im Dunkeln helfen ihnen zusätzlich ihre langen Tasthaare an der Schnauze. Zudem können sie sehr gut hören und ihre großen Ohren wie Satellitenschüsseln in die Richtung eines Geräusches drehen.

Gerüche sind für sie ein wichtiger Orientierungs- und Kommunikationspunkt. So können sie Paarungsbereitschaft und Reviermarkierungen ihrer Artgenossen erschnuppern. Wundern Sie sich nicht, wenn die Vorderzähne Ihres Chinchillas gelb, orangefarben oder sogar bräunlich ist – das ist normal und zeugt von einer gesunden Mineralschicht, die die Zähne schützt. Normal und gesund ist es außerdem, wenn die Fellschnuten ihren eigenen Kot fressen. Damit nehmen sie Vitamine und Mineralien auf, die sich beim ersten Verspeisen erst im Darm aufgespalten haben. Bedenken Sie, dass die Tiere nicht stubenrein werden; als sogenannten Dauerausscheider köteln sie überall hin, ganz gleich, wo sie gerade stehen.

Ist ein Chinchilla als Haustier für Sie geeignet?

Als Fluchttiere bekommen die flauschigen Gesellen große Angst, wenn Sie sie auf den Arm nehmen oder zu viel streicheln wollen. Daher sind die Tiere eher zur Beobachtung geeignet und weniger zur Interaktion mit dem Menschen. Sie brauchen eine große Voliere mit mehreren Etagen, auf denen sie nachts umherspringen und -toben können. Wenn sie abends außerdem Auslauf in einem abgesicherten Raum bekommen, freuen sie sich noch mehr. Des Weiteren sind Versteckmöglichkeiten und eine Sandkiste zum Wälzen wichtig sowie eine Heuraufe und eine Tränke mit frischem Wasser. Das Gehege muss täglich saubergemacht werden, da die Silberpelze es selbst nicht sauberhalten können. Bei guter Haltung und Pflege können Chinchillas erstaunlich alt werden: 15 bis zu 22 Jahre beträgt ihre Lebenserwartung.

Die Nager passen zu Ihnen, wenn Sie bereit sind, aufs Kuscheln mit Ihrem Haustier zu verzichten, dafür aber keine Kosten und Mühen scheuen, damit die Fellschnuten sich bei Ihnen wohlfühlen. Wer in Vollzeit arbeitet und tagsüber unterwegs ist, braucht sich keine Sorgen zu machen, da die Süßen zu dieser Zeit schlafen. Kleineren Kindern ist es möglicherweise schwer zu erklären, dass die Tiere tagsüber ihre Ruhe brauchen und nicht gern schmusen oder mit Menschen spielen. Für Kinder gibt es andere Haustiere, die besser geeignet sind, etwa Hunde – sofern sie gut erzogen sind.

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