Ein Forscherteam um den schottischen Primatologen Alexander Weiss hat dafür insgesamt mehr als 500 Affen anhand psychologischer Fragebögen bewertet. Die Forscher baten die Tierpfleger der Schimpansen und Orang-Utans, den aktuellen Gemütszustand ihrer Pflegetiere auf einer Skala von eins bis sieben zu bewerten. Darüber hinaus wollten die Forscher wissen: Wie viel Freude haben die Affen an sozialen Interaktionen? Wie erfolgreich sind sie beim Erreichen von bestimmten Zielen? Und wie glücklich wäre der Tierpfleger, wenn er eine Woche die Rolle mit dem Menschenaffen tauschen würde?
Das Ergebnis: Ähnlich wie Menschen durchleben auch Schimpansen und Orang-Utans im mittleren Alter eine Midlife-Crisis. Affen sind ebenfalls zu Beginn und zum Ende ihres Lebens am glücklichsten, in der Lebensmitte erleiden auch sie einen melancholisch geprägten Tiefpunkt. Dieser Punkt war bei den Tieren im Schnitt im Alter von 31,6 Jahren erreicht, umgerechnet auf den Menschen entspricht das dem Zeitpunkt, an dem auch wir häufig eine Midlife-Crisis durchmachen.
Das Ergebnis ist beeindruckend, da es nahelegt, dass es einen evolutionären Ursprung der Midlife-Crisis geben könnte. Beim Menschen müssen daher nicht nur die Lebensumstände für das Entstehen einer solchen Krise verantwortlich sein. Ein spannendes Thema, das weitere Fragen aufwirft und erneut zeigt, wie viel der Mensch von der Erforschung seiner nahen Verwandten lernen kann. Die beobachteten Affen wurden nach der Midlife-Crisis übrigens auch wieder glücklicher - und das ohne den Kauf von Sportwagen oder teuren Motorrädern.