Die gute Nachricht ist: Alle Hunde lassen sich erziehen. Bei einem Hund, der stur wirkt, kann das jedoch etwas aufwendiger sein und mehr Zeit, Übung und Nerven in Anspruch nehmen, als bei einem Vierbeiner mit ausgeprägtem "will to please" und guter Welpenerziehung, der bereits gelernt hat, dass sich Gehorsam für ihn lohnt.
Sind Hunde stur, wenn sie nicht gehorchen?
Nein, sind sie nicht. Allerdings kann ein Hund seinem Besitzer stur erscheinen, wenn er ein Kommando, das er im Prinzip schon kennt, nicht befolgt. "Er weiß ganz genau, was er machen soll! Er ist einfach so stur!", klagen frustrierte Hundehalter dann und verstehen die Welt nicht mehr. Schließlich hat Bello noch gehorcht, als sie mit ihm alleine "Sitz", "Platz" oder "Nein" trainiert haben.
Und genau das ist häufig das Missverständnis: Nur, weil Ihr Hund mit Ihnen allein das tut, was Sie von ihm verlangen, heißt das noch nicht, dass er das Kommando wirklich verinnerlicht hat. Während der Unterrichtsstunde braucht er sich meist nur auf Sie und die Übung zu konzentrieren, er wird nicht von interessanten Reizen abgelenkt. Auf der Hundewiese, beim Gassigehen oder bei Besuch ändert sich jedoch die Situation. So viele neue, spannende und vielleicht auch beängstigende Eindrücke prasseln auf die feinsinnigen Kaltschnäuzer ein und schon können sie sich nicht mehr auf das eigentliche Kommando konzentrieren. Da hilft nur, öfter mit dem Hund zu üben und die Ablenkungen dabei langsam zu erhöhen.
Weitere mögliche Gründe, warum Ihr Hund nicht gehorcht, sind:
- ● Er kennt das Kommando noch nicht
- ● Er ist verwirrt, weil das Kommando für ihn nicht eindeutig ist
- ● Er sieht keinen Nutzen für sich darin, Ihnen zu gehorchen
- ● Ungehorsam lohnt sich in dem Moment für ihn mehr als Gehorsam
"Dickkopf" erziehen: Geduld und Konsequenz
Wirkt Ihr Hund stur, empfiehlt es sich, die Unterrichtsstunden anders zu gestalten. Teilen Sie das Training in kleinere Abschnitte auf: Beginnen Sie mit kurzen Einheiten, in denen Sie ohne Ablenkungen ein bestimmtes Kommando üben. Beherrscht Ihr Vierbeiner den Lernstoff, erhöhen Sie allmählich die Außenreize, sodass er auch unter Ablenkung auf Sie hört. Verfahren Sie nach und nach mit allen Kommandos so, die Sie Ihrem Wuff beibringen wollen.
Bedenken Sie, dass Hunde nur begrenzt über Frustrationstoleranz verfügen. Dauert eine Unterrichtsstunde zu lange oder ist die Übung noch zu schwer für ihn, frustriert ihn das zu sehr, und er kann sich nicht mehr konzentrieren. Das hat nichts damit zu tun, dass Ihr Hund stur ist und nicht mehr will, sondern dass er einfach müde und überfordert ist. Seien Sie also geduldig mit ihm.
Das Signal für eine bestimmte Verhaltensweise muss immer gleich sein, sonst verwirrt das den Vierbeiner. Achten Sie außerdem darauf, dass alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen und alle das gleiche Signal für ein erwünschtes Verhalten verwenden. Ansonsten führt das zu Inkonsequenz, die Ihren Hund durcheinander bringt.
Sturen Hund zur Mitarbeit bewegen: Anreiz steigern
Manchen Hunderassen wird häufiger Sturheit vorgeworfen als anderen. Dazu gehören verschiedene Jagdhunde und Herdenschutzhunde sowie manche Gebrauchshunde, die auf Selbstständigkeit gezüchtet wurden. Sie sind meist besonders intelligent und haben es in ihren Instinkten verankert, eigenständige Entscheidungen zu treffen und sich nicht voll und ganz auf ihren Menschen zu verlassen. Sie wägen bei einem Kommando Ihrerseits genau ab, ob es sich für sie lohnt, zu gehorchen, oder ob Ungehorsam für sie nicht interessanter ist. So ist es etwa für einen jagdlich motivierten Hund viel spannender, einer Fährte zu folgen, als auf Ihr "Bei Fuß!" zu reagieren, wenn Sie ihm dafür keine richtig tolle Belohnung bieten.
Manche Hunde sind schier unersättliche Leckermäuler, die Sie stets mit etwas Fressbarem zur Mitarbeit motivieren können. Diese Vierbeiner lassen sich meist mit einem Stück Leberwurst oder anderem Leckerli davon überzeugen, dass sich Gehorsam für sie lohnt Eine größere Herausforderung sind eigenständige, intelligente, aktive Hunde, die kein großes Interesse an Hundekuchen und Co. haben. Hier müssen Sie zum einen grundsätzlich auf genug Auslastung und Beschäftigung achten und an der Bindung zum Vierbeiner arbeiten. Probieren Sie außerdem aus, was Ihr Wuff besonders gern mag: Streicheleinheiten, Lieblingsspielzeug und/oder ausgiebiges Lob.
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